Der verlorene Diesel

Mit biblischer Geschichte bin ich definitiv nicht bewandert, aber die Geschichte mit dem verlorenen Sohn habe ich trotzdem einmal mitbekommen. Und ich sehe da Parallelen zu meiner neuesten Anschaffung.

Es war ungefähr 1985, als mir ein gedruckter Neuheitenprospekt von Liliput in die Hände kam. Und dort waren Modelle der DE 1002 von MaK aus Kiel angekündigt. Privatbahnen, farbig und Form follows Function. So eine wollte ich unbedingt; die Chromgelbe mit den orangeroten Fronten und dem zirkulären Streifen gefiel mir am besten. Und ich plante eine ganze Privatbahn rundherum. Ich vermute, es war die erste Weineggbahn, oder sogar noch davor. Es wurden bei einer Werkstatt in West-Berlin sogar entsprechend lackierte Seetaler und ein 628er bestellt.

Dann kam Liliput Wien in Schwierigkeiten, ging Konkurs und wurde zwischenzeitlich von Herpa übernommen. Genau, die mit den kleinen Autos. Es gingen Jahre ins Land und meine Traum-MaK wurde immer wieder angekündigt, aber nie ausliefert. Nach langem Warten, und nachdem ich meinen Fachhändler wahrscheinlich mit meiner ständigen Fragerei nach dem Stand meiner Bestellung auf die Palme brachte, wurde sie ausgeliefert.

Vorfreude ist die schönste Freude. Das galt auch für Liliputs Modelle von MaKs dieselelekrischer Lokomotive des Typs DE 1002. Warum hat man sich entschieden, dieses Modell mit zwei Motoren auszurüsten? Für jedes Drehgestell einen Motor. Die Laufeigenschaften sind schlecht und der Lärm immens. Nein, wirklich Freunde hatte ich am langersehnten Modell nur bedingt. Die Sache mit den Zurüstteilen ist eine Geschichte für sich, die bei den Geländern an den Bühnen beginnt, die sich bei nächster Gelegenheit aus dem Staub machen wollen, über mitgelieferte Handläufe, die nur teilweise passen, bis zu Löchern an den Vorbauten, die für die Handläufe keinen Sinn machen.

Aber das Modell gefällt mir eben trotzdem, darum hatte ich im Laufe der Zeit mindestens drei Modelle von der Nummer 4 des Eschweiler Bergewerksvereins. Neben einigen anderen mehr oder weniger vorbildlichen MaKs, die ich beispielsweise HIER, HIER und HIER dem geneigten Publikum vorgestellt habe.

Eines der EBV-Modelle muss ich offensichtlich einmal an einer Börse verkauft haben, denn sie ist mir Ende September an einer anderen Börse wieder begegnet. Und das ging so: ich habe mir überlegt, dass das Modell der EBV Nr. 4 eigentlich durchaus einmal eine Story hier auf dem Weineggbahn-Blog wert wäre. Ich hatte im Keller noch ein nicht mehr ganz taufrisches Original-Modell und ein nahezu fabrikneues Gehäuse mit allen Zurüstteilen, welches aber auf ein Fahrwerk eines Modells vom Seehafen Kiel gesetzt wurde. Daraus müsste sich eigentlich ein vorzeigbares Modell zusammenbauen lassen.

Dann ist mir an dieser Modellbahnbörse dieses Modell der EBV Nr. 4 ins Auge gestochen. Schlecht sieht es nicht aus und es war kein Preis angeschrieben. Der Verkäufer fragte mich nach einem Angebot und ich bot ihm - aufgrund der bekanntlich schlechten Fahreigenschaften - vierzig Schweizerfranken an. Er war damit einverstanden und das Modell wechselte seinen Besitzer. Oder besser: es wechselte zurück zum ursprünglichen Besitzer, denn auf der Verpackung befand sich ein Preisschildchen: 120chf, geschrieben in meiner Handschrift!

Der Zwischenbesitzer hat das Modell zwischenzeitlich mit den Zurüstteilen versehen und versucht mit etwas Leim die Bühnengeländer vom Verweilen an den vorgesehenen Stellen zu überzeugen. Auch an anderen Stellen hat die Zeit ihre Spuren hinterlassen. Nicht desto trotz sind einige Teile des Verlorenen Diesels an dem Modell verbaut, welches ich Euch hier präsentiere. Die Fahreigenschaften sind immer noch dürftig, darum habe ich ein Untergestell verwendet, von einem Modell neuerer Generation. Daher stimmt die Beschriftung nicht ganz mit dem Original des Echweger Bergwerkvereins überein. Eigentlich schade, denn dieses Modell ist eines der Wenigen, welche Liliput auf den Markt brachte, dass mit seinem Vorbild weitgehend übereinstimmt. Das Modell wird bestenfalls ein Plätzchen in der Fffitrine erhalten, aber dieses Plätzchen hat es sich mit seiner Geschichte verdient.


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