Revision mit Neulack, Teil 1

Als Free Lance-Modellbahner habe ich öfters ein Problem: ich sehe ein Modell, welches sich zwar im Rollmaterialbestand der Weineggbahn gut machen würde, aber dessen Farbgebung für meine Privatbahn ein No Go darstellt.
Ich habe aber herausgefunden, dass die meisten Modellbahnhersteller seit einigen Jahren mit Farben arbeiten, welche alkohollöslich sind. Somit ist es äussers einfach und zudem nicht einmal besonders gesundheitsschädlich am Küchentisch ein Gehäuse von der Originalfarbe zu befreien.
Aber schön der Reihe nach. An einer Börse konnte ich für wenig Geld diesen Güterwagen aus Märklin-Produktion erwerben. (Wir reden hier vom Wagen, nicht von der Lok!.... Und ich hoffe, ich werde für den nun folgenden Frevel von Bund der geheimen Märklinisten nicht auf eine Todesliste gesetzt.)


Als Dienstwagen der Weineggbahn würde er sich gut machen, aber die Glühbirnen-Werbung auf den Seitenwänden ist dafür überflüssig. Wobei ich manchmal froh wäre, mir ginge rascher ein Licht auf. Den Wagen einfach so neu zu lackieren geht nicht, denn erstens weiss ich nicht, wie die neue mit der alten Farbe reagiert und zweitens würden mit so vielen Farbschichten die einzelnen Details zugefüllt. Darum muss die alte Farbe vor der neuen Lackierung definitiv runter.
Dazu habe ich zuerst einmal das Gehäuse vom Untergestell getrennt.


Falls der Wagen noch angesetzte, bzw. eingesetzte Bauteile haben sollte, würde ich diese jetzt auch noch entfernen. Auch das Dach, wenn als Einzelteil am Gehäuse befestigt, würde ich abmontieren. Bei diesem Wagen besteht das ganze Gehäuse inkl. Dach, Haltegriffe, Fenstergitter etc. aus einem Teil.


Dann lege ich das Gehäuse in ein verschliessbares Gefäss und fülle dieses mit Brennspiritus, wie er zum Betrieb von Fondue-Kochern usw. verwendet wird und in jedem grösseren Lebensmittelgeschäft erhältlich ist.


Nun verschliesse ich das Gefäss luftdicht; dies ist insofern wichtig, weil der Alkohol Wasser aus der Umgebungsluft aufnimmt und bei unverschlossenem Gefäss seine lösende Wirkung relativ rasch durch die Aufnahme des Wassers verlieren würde.


Nach dem das Gehäuse ca. 10 - 15min im Alkohol gelegen hat, reinige ich es ein erstes Mal mit einer mittelharten Zahnbürste. Ich kaufe mir dazu jeweils die Billigste beim Grossverteiler.

 

Nach den ersten 10 - 15min. im Alkoholbad lässt sich auf Anhieb nicht die gesamte Farbe entfernen, ich entferne nur das, was sich mit mässigen Druck abbrüsten lässt. Das Gehäuse wird anschliessend wiederum für ca. 10 - 15min. im verschlossenen Gefäss eingelegt.



Nach einer weiteren Phase im Alkohol liessen sich in diesem Fall fast alle Farbresten, sogar die in den Vertiefungen der Metallprofile entfernen. Leider bin ich mit der Zahnbürste etwas zu forsch ans Werk gegangen und habe einen Haltegriff zerstört; aber in diesem Fall lässt sich der Schaden wahrscheinlich mit einem Tröpfchen Leim beheben.


In diesen Fall erweisst sich die Dachfarbe als äusserst hartnäckig, weshalb ich dem Gehäuse nochmals 15min Alkoholbad verordnet habe. Ansonsten sollte man das Gehäuse nur so lange wie nötig und so kurz wie möglich einlegen, denn der Brennspiritus könnte u.U. die Oberfläche des Kunststoffs anlösen. Ich würde auch nicht die Einlegezeit verlängern in der Hoffung, die Farbe würde sich von selbst vom Gehäuse lösen, den gerade in den Vertiefungen würde sich die Farbe nie von alleine lösen; da ist die leichte Gewaltanwendung vonnöten. Sollte ein Ultraschallbad, wie es im Laborbereich verwendung findet, zur Verfügung stehen, liesse sich die Einwirkzeit verkürzen, aber auch dann kommt man nicht um den Einsatz der Zahnbürste herum.


Nach einer letzten Viertelstunde Alkoholbad und noch etwas rubbeln sieht das Gehäuse fast so aus, wie wenn es frisch der Gussform entsprungen wäre. Der Vorteil dieser Behandlung mit Alkohol liegt auch darin, dass das Gehäuse vollkommen fettfrei und somit breit zum Lackieren ist.

Das Kleingedruckte:
Ich habe mit dieser Methode gute Ergebnisse erzielt, weiss aber nicht, ob sich jeder Kunststoff, bzw. jede Farbe gleich gut reinigen lässt. Ich empfehle daher zuerst einige Versuche an Gehäusen aus der berühmten Bastelkiste und lehne jede Verantwortung ab.

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