175 Jahre Üetlibergbahn. Wirklich?

Heute würde sie ihren 175 jährigen Geburtstag feiern, die Üetlibergbahn, welche die Stadt Zürich mit dem Hausberg verbindet. Allerdings ist das „Fest“, dass man zu ihren Ehren veranstaltet, schlichtweg ein Beleidigung für die Gratulantin und deren Besucher. 


Das fängt schon mal bei der Information zum Anlass im Internet an: Als Normalbegabter könnte man die Informationen dort so verstehen, dass das „Fest“ (oder ist’s ein Iiivänt? Wir sind ja z‘Züri…) auf den Stationen stattfindet. Nein tut es nicht, man hat den Iiivänt in eine vollcoole Halle neben der Station Selnau verlegt. Dass ich nicht der Einzige bin, der auf diesen Etikettenschwindel hineinfiel, vernahm ich moderat bis lauter von anderen Fahrgästen in der Üetlibergbahn, die mit mir auf der Suche nach dem Fest waren.


Nach einer unfreiwilligen Fahrt ins Trienli - wo ich den Fehler schliesslich bemerkt habe - erreichte ich wieder den Selnau. Wo genau ist jetzt dieser Iiivänt? Wahrschinlich hat gestern Abend, oder heute Morgen noch jemand mit dem Computer orange Pfeile ausgedruckt. Diese wurden mit Chläberli nicht einmal waagerecht angebracht.
Vor Ort: links und rechts der Eingangstüre stehen zwei Securities wie aus dem Bilderbuch! Wen oder was zur Hölle müssen diese beiden testosteronstrozenden Gorillas bewachen? Wie feiern das 175 jährige Jubiläum einer Vorortsbahn!
Und dann stand ich auch unvermittelt in einer typischen Züri-Szeni-Bar. Links und rechts von der Theke konnte man sich zwischen ausgedienten Schiffscontainern in den düsteren Bereich eines zwischengenutzen Bürotrakts bewegen. 

(Für einen ordentlichen Blog, würde es sich jetzt gehören, dass ich wieder einmal ein Bild poste. Sorry, es gab nichts zu fotografieren.)

Jeder Station der Üetlibergbahn wurde ein Raum gewidmet. Gewidmet? Den Bezug der Bahnhofsschilder an den Räumen zu den jeweiligen Stationen konnte ich beim besten Willen nicht erkennen. Wahrscheinlich mussten einige der unter der Woche dort Untergebrachten ihre Büros für diesen Iiivänt temporär räumen.


Für den Raum „Zürich HB“ wurden Modelle angekündigt. Alle Bahnmodelle in diesem Raum habe ich hier auf zwei Bildern dokumentiert. Im Raum „Triemli“ sollte sich ein Souvenir-Stand befinden. Was angeboten wurde: ihr seht es auf dem Bild. In den guten alten Zeiten wurden zu solchen Ereignissen noch Bücher herausgegeben. Die Üetlibergbahn würde historisch und aktuell einiges für eine solche Publikation hergeben. Historische Bilder sollten auch in grosser Anzahl aufzutreiben sein. Stattdessen gab es billig hergestellte Baseball Caps - wahrscheinlich aus einem Billiglohnland - Socken - wahrscheinlich aus dem selben Erdteil und limitierte (!) Jubiläumsposter. Nein, die Kondukteur-Kasse war unverkäuflich.


Dieser Iiivänt hat definitiv nicht den Begriff „Fest“ verdient. Und Event? Definitiv auch nicht. Alles sehr, sehr lieblos ganz schnell hinge…zt. Liebe SZU, wenn Ihr, warum auch immer, nicht in der Lage seid, ein anständiges Fest zu organisieren: lasst es! Oder macht einen Aufruf in den einschlägigen Medien; ich bin sicher in Zürich hätten sich einige Leute finden lassen, die mit mehr Liebe mehr auf die Beide gestellt hätten. Nur schon die Präsentation von Modellen wäre um Welten ausführlicher ausgefallen; das weiss ich! ;-) Wahrscheinlich wäre es kein Iiivänt, sondern ein Fest geworden. Typisch Züri eben…

PS 1: Es gab übrigens nicht einmal eine anständige Bratwurst! 
PS 2: Falls jemand eine günstige Wohnung ausserhalb von Züri hat… Züri ist je länger je weniger meine Stadt…

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