Was für ein Lebeslauf
Manchmal, da ist der Lebenslauf einer Lokomotive mit ganz vielen Umbauten, nicht erfüllten Hoffnungen und Weitergaben an andere Bahngesellschaften gekennzeichnet. Dass dies bei einem Modell ähnlich ablaufen kann, ist durchaus auch der Fall, wie bei meinem De 4/4 51 der Sihltal-Zürich-Uetlibergbahn.
Kurz die Geschichte des Vorbilds: 1940, mitten im zweiten Weltkrieg, lieferte die damals stolze Schweizer Lokomotivindustrie drei Gepäck-Triebwagen mit den Bezeichnungen RFe 4/4 601, 602 und 603 an die Schweizerischen Bundesbahnen. Ihre Aufgabe hätte darin bestanden, als Städteschnellzüge eine Reihe Leichtstahlwagen mit 125km/h von Rorschach am Bodensee, über St. Gallen, Zürich und Bern nach Genf am Lac Lemand zu ziehen.
Man kam bald zum Schluss: Nein, das ist‘s nicht ganz. Das Hauptproblem war wahrscheinlich, dass die drei Triebwagen zu schwach für die geforderten Anzahl Wagen waren. Stattdessen entwickelte man die Re 4/4 I für diese und ähnliche Aufgaben. Eine so kleine Serie mit diesen Leistungscharakteristiken passte allerdings nicht in den Rollmaterialbestand der SBB.
Deshalb wurden zwei Triebwagen an die Südostbahn verkauft, und der dritte ging an die Bodensee-Toggenburg-Bahn. Für ihre neue Verwendung wurden sie umgebaut, wodurch sie beispielsweise nur noch mit 90km/h fahren konnten.
Die BT gab ihren De 4/4 51 - wie er damals hiess - in der zweiten Hälfte der Siebzigerjahre an die Sihltal-Zürich-Uetlibergbahn weiter, wo man ihn zum De 4/4 51 umbenannte, umlackierte und so umbaute, damit er in der Rushhour Pendelzüge ziehen konnte. Bei diesem Umbau bekam er auch neue Fronten ohne Übergangstüren. Nach der Ausmusterung bei der SZU wurde er wieder ins ursprüngliche Farbkleid versetzt und hielt sogar Attrappen der Wagenübergänge, wie er sie beim Verlassen der Werkshallen in Winterthur besass.
Im Berner Oberland gab es einen Modellbahn-Produzenten namens H-R-F, der in Asien wunderschöne Modelle aus Messing herstellen lies. Das eine oder andere Modell hat sich auch in meine Fffitrinen eingeschlichen. Das Modell des RFe 4/4 ist zwar äusserlich schön geraten, meines Wissens war der unzulängliche Antrieb der Grund, weshalb sich das Modell schlecht verkaufte. Fast wie beim Original konnte man den Wünschen der Kunden nicht ganz gerecht werden.
Hui Modellbau sicherte sich einige dieser Modelle und baute diese zum De 4/4 51 der SZU um, und weil ich als waschechter Zürcher natürlich Modell dieser Bahngesellschaft in meiner Sammlung haben musste, kaufte vor vielen Jahren für noch viel mehr Geld diesen Triebwagen. Ich komme mich nie richtig für das Vorbild erwärmen konnte, so auch für das Modell. Er zwar Teil meiner Sammlung, wird es aber nie auf die Liste meiner „All Time Favorites“ schaffen. Ob ich ihn verkaufen würde? Wenn mir jemand ein angemessenes Angebot machen würde, könnte ich es mir überlegen… Wie das Original konnte mein Modell auch nie zu Luftsprüngen verleiten.
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