Türchen 24 / All Time Favorites, Part 12
Ja, für das letzte Türchen am Weineggbahn-Adventskalender und den letzten Blog meiner liebsten Stücke in diesem Jahr, muss selbstverständlich ein Juwel aus meiner Sammlung herhalten.
Als sich vor Jahrmillionen ganz viele Pflanzen, Dinosaurier und anderen Organismen auf der Oberfläche des blauen Planeten zum Sterben niederlegten, war die Schweiz - wie so oft im weiteren Verlauf der Geschichte - nicht in der Pole Position. Nicht einmal in der zweiten oder dritten Reihe. Das hatte den Effekt, dass sich auf dem Gebiet der heutigen Schweiz aus der toten Materie keine Kohle entwickeln konnte.
Ein grosser Standort-Nachteil, als im neunzehnten Jahrhundert die industrielle Revolution stattfand. Dumm aber auch. Allerdings schoben sich in und rund um die Schweiz einige Kontinentalplatten zusammen. Es entstanden Berge und zwischen den Bergen Täler mit Bächen und Flüssen. Da diese Berge gleichzeitig den Wolken im Weg sind, regnet es oft in dort oben. Dadurch fliesst in den Bächen und Flüssen wiederum meist so viel Wasser, dass man dessen Kraft als Enerigequelle brauchen kann. Wasserkraft wurde übrigens schon in vorindustrieller Zeit als Energiequelle gebraucht.
Irgendwann fanden einige gewiefte Männer mit strengem Blick, rauschenden Bärten und imposanten Hüten auf ihren Köpfen Wege, wie man aus Wasserkraft elektrische Energie produzieren kann. Und ab diesem Zeitpunkt machte die Schweiz im industriellen Rennen Platz um Platz gut. Man hatte sogar eigene gewiefte Männer mit strengem Blick, rauschenden Bärten und imposanten Hüten, die sich Dinge ausdachten, die man mit der Energie aus den Bergen antreiben kann. (Gut, gewisse Männer mit strengem Blick, rauschenden Bärten und imposanten Hüten wurden nicht in der Schweiz geboren, aber ihre Gewieftheit war willkommen.
Weil die industrielle Revolution auch die Möglichkeit bot, sich effektiver die Schädeleinzuschlagen, gingen Europas Grossmächte zweimal recht intensiv dieser Tätigkeit nach, was unter anderem zur Folge hatte, dass Kohle knapp und teuer wurde. Statt die Energie über Kohle zu produzieren, intensivierten die Schweizer mithilfe der gewieften Männer mit strengem Blick, rauschenden Bärten und imposanten Hüten, in die Stromproduktion aus Wasserkraft. Damit liessen sich auch Eisenbahnen betreiben. Die Industrie zwischen Bodensee und Lac Lemand legte daraufhin einer ihrer Entwicklungsschwerpunkte auf elektrische Lokomotiven und alles was dazu gehört.
Tja, und darum hat die Schweiz keine grosse Tradition, was den Bau von Dampflokomotiven angeht. Im Gegensatz zu Schokolade. Mit wenigen Ausnahmen sind die klassischen Dampfloks aus der Schweiz zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts entstandenen, denn es später gab es schlicht keinen heimischen Mark mehr für solche Loks.
Und das ist der Grund, weshalb das Modell von Türchen 24, bzw. All Time Favorite No 12 ein Vorbild hat, welches kurz nach der vorletzten Jahrhundertwende gebaut wurde. Die letzten Ed 3/4 wurden noch vor dem Ende des ersten Jahrzehnts gebaut und teilweise schon knapp zehn Jahren später ausrangiert oder weitergeben. Ihre Bahnlinien waren elektrifiziert und es bestand kein Bedarf mehr für Dampflokomotiven. Ein paar Wenige fanden bei Industriebetrieben oder im Ausland Arbeit.
Doch zur richtigen Eisenbahn-Romatik (nein, ich meine nicht diese Unterhaltungssendung eines süddeutschen Fernsehsenders) gehören rauchende, pustende und stinkende Dampfloks. Das ist auch in meinem Hirn so. Darum fand ich schon sehr früh gefallen an eben jenen Ed 3/4 aus dem Hause SLM. Zumal sie ja richtige Privatbahn-Lokomotiven sind; die SBB besass nie eine solche Ed 3/4. Und ich hätte für ein entsprechendes Modell sogar gemordet. Das wäre allerdings auch deshalb nicht zielführend gewesen, weil es niemand gab, den ich hätte über-den-Jordan-bringen-können, um dessen Ed 3/4 unrechtmässig habhaft zu werden, weil es schlichtweg keine Modelle davon gab. (Das ist übrigens alles bildlich gemeint. Ich tendiere definitiv nicht zur Gewalttätigkeit, und das Konzept von Deins und Meins habe ich auch verinnerlicht.)
Dann hat sich H-R-F dieses Modells angenommen. Und ich konnte mir schlussendlich nach Jahren des Träumens ein Modell auf ganz und gar legalem Weg erstehen: Bestellen, lange Monate warten, Rechnung erhalten, Rechnung begleichen, warten, eingeschriebenes Paket auf der Post abholen, nach Hause rennen, Paket aufreissen… Und vor lauter Freude die Umwelt nur noch neblig wahrnehmen.
Ich glaube, das Wünschen, Hoffen und Warten während Jahrzehnten macht dieses Modell zu meinem absoluten Favoriten. Abgesehen davon, dass es bis ins kleinste Detail einfach nur schön, sehr schön, allerschönst ist.
So, mit dieser etwas sehr ferrophilen Liebeserklärung wünsche ich Euch allen ganz schöne Feiertage. Vielleicht liegt ja Euer Äquivalent zu meiner Ed 3/4 bunt verpackt mit goldiger Schleife unter dem Weihnachtsbaum. Ich wünsche es Euch! 😊
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