Schon wieder ein Jahr älter!

Ab einem gewissen Alter sind Geburtstage einfach normale Tage, wie die dreihundertvierundsechzig anderen im Laufe eines Jahres. Nein, eigentlich noch schlimmer: man wird sich klar, dass man schon wieder ein Jahr weniger auf Lager hat, bis die durchschnittliche Lebenserwartung erreicht wird. Da diese in der Schweiz für Männer bei 980.4 Monaten liegt, ich schon 660 Monate davon aufgebraucht habe, bleiben mit nicht mehr ganz 2243 Wochen, um mindestens eines meiner Modellbahn-Projekte zu beenden bis der statistische Sensemann die Türklingel drückt. Stress! Und ein Grund sich etwas an diesem Tag zu leisten.



Nein, halt, stopp, ich habe überhaupt keine Anzeichen einer Midlifecrisis. Nicht im Geringsten! Wirklich! Speziell nach diesen beiden Geburtstagsgeschenken von mir an mich, die ich heute nach der bezahlten Arbeit aus meinem Postfach in Baden-Würtemberg abgeholt habe.



Dekas ist ein Modellbahnproduzent aus Dänemark, der Dinge herstellt, die man sich gerne auf den Geburtstag schenkt und bei denen sich nur schon beim Betrachten die geringsten Anzeichen einer moderaten Midlifecrisis im Nu in Luft auflösen. Plopp! Und weg sind sie. Mit solchen Geschenken kann es von mir aus zwei Geburtstage pro Jahr geben, auch wenn der Herr mit dem schwarzen, weiten Umhang dann doppelt so rasch mit seinem knochigen Zeigefinger fies grinsend auf mich zeigen würde. Ist mir egal, denn das Leben war ja schön. Oder zumindest Teile meiner Sammlung an Modelleisenbahnen waren es.



Sie sind wirklich einfach nur schön, Dekas DK-876102 und Dekas DK-876105, oder etwas verständlicher: die Modelle von zwei Personenwagen der Dänischen Staatsbahnen des Typs CM aus dem Ende der Sechzigerjahre mit den Betriebsnummern 2194 und 2201. Dekas bietet übrigens auch noch andere Betriebsnummern dieser CM-Wagen an. Und nicht nur das, auch Modelle anderer Vorbilder gibt es von diesem Produzenten, von denen sich beispielsweise zwei süsse Güterwägelchen bei mir eingenistet haben. Beide auch mehr als nur ansehnlich. 



Leider sind meine Talente als Fotograf nicht so ausgeprägt, dass ich Euch bildlich meine Begeisterung für die beiden Personenwagen belegen könnte. Glaubt mir, sie sind schön. Sogar bei der Inneneinrichtung haben Kasper Bang Jensen und Allan Hansen aus dem dänischen Korsør alles gegeben! Und die Faltenbälge bei den Wagenübergängen: Whow! Das, was beim Vorbild am Faltenbalg aus Gewebe besteht, wird bei diesen Modellen aus einem elastischen Kunststoff nachgebildet; die metallischen Teile sind beim Modell hingegen aus hartem Kunstoff. Und beispielsweise die Haltegriffe unterhalb der Puffer (zu was sind die beim Vorbild eigentlich gut?) sind aus feinem Metalldraht nachgebildet. Die Lackierung ist mehr als schön und die Beschriftungen sind lupenscharf und ich könnte sie ohne Lesehilfe lesen, wenn ich mir diese Wagen auf den dreissigsten Geburtstag geschenkt hätte. Mit Gleitsichtbrille geht es heutzutage auch noch.



Nein, ich bin kein Fan dieser regelmässigen Verrisse in gewissen Diskussionsforen, wenn irgendein Produzent ein neues Modell erscheinen lässt. Aber wenn man diese beiden Wagen von Dekas mit der einen oder anderen Neuerscheinung anderer Produzenten vergleicht: ja, bei anderen Marken ist definitiv noch Luft nach oben. Gut, 92€ pro Wagen sind definitiv kein Pappenstiel. Allerdings wird für diese 92€ ein sehr schönes Modell in exzellenter Verarbeitung und in einem Finish geboten, der den Preis wiederum rechtfertigt. Finde ich zumindest. Die anderen Modelle von Dekas, die sich in meiner Sammlung tummeln, sind qualitativ auf durchaus vergleichbarem Niveau. Ich habe alle meine Dekas-Modelle, ausser dem dänischen Gs, ungesehen im Internet bestellt und wurde vom Gelieferten niemals enttäuscht. Das spricht für die konstante Qualität bei Dekas, was einerseits wiederum den Preis rechtfertigt, und anderseits die Konsequenz hat, dass ich mir in Zukunft gerne wieder etwas von dieser Firma leiste, wenn sie etwas anbieten, was meinem - genau! - speziellen Geschmack entspricht.



Ja, ich kann es definitiv nicht leugnen, mir gefallen diese beiden Neuzugänge und sie passen ausgezeichnet zum Marcipanbrød von Heljan. Die Vorstellung in einem dieser Wagen mit geöffnetem Fenster durch die flache dänischen Landschaft zu fahren, von vorne der Dieselsound und die entsprechenden Abgasgerüche… Was für ein Traum!


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