(Schluss-)Endlich
Es sind schon wieder einige Monate ins Land gezogen, seit ich die Rjukanbahn im südlichen Teil Norwegens besucht habe. Damals war ich so sehr mit meiner eisenbahnhistorischen Neuentdeckung beschäftigt - der Solbergfossbahn, die HIER und HIER Eingang fand - dass ich meinem Abenteuer bei der Rjukanbahn keine „mediale Aufmerksamkeit“ geschenkt habe. Dies wird hier und jetzt nachgeholt.
Letzen August passte endlich alles zusammen: die Rjukanbahn fuhr nach Fahrplan zwischen Rjukan und Mael, zwischen Mael und Tinnoset war an einzelnen Wochentagen sogar die Fähre unterwegs, und ich hatte Ferien. (Auf die nicht minder interessante Fähre gehe ich in diesem Post näher ein.)
Für die Zeit in der Gegend mietete ich mir eine Hütte am oberen Ende des Tinnsees. Ein schönes, friedliches Plätzchen Erde mit mehr als stündlich ändernden Stimmungen über dem See. Zudem bietet die Umgebung neben Bahn, Fähre und viel Historie, noch jede Menge Norwegen. Ich war nicht zum ersten Mal dort, und werde hoffentlich wieder einmal dort sein. Hoffentlich.
Es wäre eigentlich möglich, an einem einzigen Tag die Rjukanbahn zu befahren und mit der Fähre über den Tinnsjö zu schippern. Ich hatte allerdings Ferien und somit ganz viel Zeit. Darum nahm ich mir ein ganzer Tag für die Bahn und ein anderer für die Fähre. Neben einigen anderen Tagen für‘s Dolce far niente.
Im Sommer 2021 war die Corona-Pandemie weltweit das alles beherrschende Thema. Zwar konnte man nach Norwegen reisen, wenn man zweimal geimpft und mit den dies bestätigenden Papieren ausgestattet war. In Norwegen wurde aber tunlichst darauf geachtet, dass sich nicht zu viele Menschen auf engem Raum befinden. Man musste sich beispielsweise vorher per App für eine Fahrt auf einer Museumsbahn anzumelden und gleichzeitig das Billett für die entsprechende Fahrt zu buchen. Eigentlich sehr einfach und logisch, wenn man denn ein Mobiltelefon hat, in dem eine norwegische SIM-Karte steckt. Ersteres habe ich, Zweitere nicht. Weshalb ich einen Tag vor der geplanten Bahnfahrt im Bahnhofsgebäude von Mael vorbeischaute und flennend darum bat, mir doch bitte, trotz dem nicht Vorhandensein einer norwegischen Mobiltelefonnummer, eine Mitfahrtmöglichkeit zu bieten. Kein Problem, genau so wie bei der Fahrt auf der Fähre einige Tage später. Nett und hilfsbereit wie eben alle Norweger.
Wie es sich für mich gehört, und natürlich auch der Spannung und Vorfreude geschuldet, war ich am Reisetag viel zu früh in Mael auf dem Bahnhof. Dies gab mir die Möglichkeit ganz viele Bilder von dort zu machen, sogar vom einfahrenden Zug aus Rjukan.
Und was für ein Zug das war! Vorneweg eine der beiden dreiachsigen Henschel-Diesels, die Rj.B. 20 - die andere, die Rj. B. 22, stand in weniger frischem Zustand in Rjukan - dann drei schöne typisch-norwegische Teakholz-Vierachser.
Bevor der Zug mit mir an Bord wieder in Richtung Rjukan auf die Reise ging, musste natürlich noch die Lok ans andere Ende der Wagen rangiert werden. Dann ging sie los, meine erste Fahrt in einem richtigen Zug über die gesamte Strecke der Rjukanbahn von Mael am Tinnsjö, bis nach Rjukan, dieser eigenartigen Stadt in diesem engen Tal mit ganz viel Vergangenheit. Bei meinem ersten Besuch dort, hatte ich die Möglichkeit einen Teil der Strecke per Schienenvelo zu erkunden; eine Fahrt im richtigen Zug, ist natürlich nichts dagegen.
Im Vergleich zur Flamsbahn, kann die Rjukanbahn mit keinen wild-romantischen Streckenabschnitten punkten. Eigentlich verläuft die Strecke bis fast ans Streckenende mässig ansteigend parallel zum Fluss, manchmal links und manchmal rechts. Wenn sie die Flussseite wechselt, dann allerdings auf schönen Eisen-Brücken aus den Anfängen der Rjukanbahn.
Nach einer angenehmen Fahrt entlang des Flusses, mit gelegentlichem Ausblick auf dem Gaustatoppen, und der Passage des einzige Tunnel an der Strecke, fuhr der Zug in den Bahnhof Rjukan ein. Als dieser noch noch Dreh- und Angelpunkt der immensen Bahntransporte von und zum Fabrikkomplex von Norsk Hydro war, wies er ein viel grösseres Gleisfeld auf als heute.
Auf den noch vorhanden Gleise sind Loks und Wagen abgestellt, die heute auf der Rjukanbahn in Gebrauch sind, oder hoffentlich einmal in Zukunft wieder eingesetzt werden können. Auch unterwegs an der Strecke, beispielsweise in Ingolfsland stehen noch weitere Zeugen aus der Vergangenheit der Bahn.
Weil es sich laut Titel hier um einen Modellbahn-Blog handle, komme ich nicht umhin, die Rjukanbahn auch modellbahnerisch abzuhandeln. Wenn ich allerdings nur die Fertigmodelle vorstellen würde, die es von der Rjukanbahn zu kaufen gibt, beziehungsweise zu kaufen gab, wäre die Abhandlung schnell beendet. Ausser den Modellen der beiden Henschel-Loks Rj. B. 20 und Rj. B. 22, die togbuttiken.no (mein norwegischen Lieblingsmodellbahnhändler) in Kooperationen mit Ade-Hobbytrain produzieren liess, sind mir keine weiteren Modelle bekannt, die in grösseren Stückzahlen hergestellt wurden.
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