Heile Welt im Kleinen?

Eigentlich sollte unser Hobby etwas sein, dass uns vom hektischen Alltag ablenkt; uns Freude macht und vielleicht auch etwas sein, dass uns unsere eigene, kleine, sorgenfrei Welt erschaffen lässt.


Wenn eines diese keinen Teile wegspringt, mit denen wir uns oft herumschlagen, wir es mühsam und gefühlte Stunden suchen müssen - und dabei staunen, wo sich überall Staub ansammeln kann - oder wenn irgendetwas nicht funktioniert wie es müsste, und es dafür keine logische Erklärung gibt, dann trifft der einleitende Satz nur bedingt zu. 


Dass unser Hobby mit unseren kleinen, perfekten Welten, von der grossen, weniger perfekten Welt rascher eingeholt wurde als uns lieb ist, zeigt


Auch wenn ich oft meine eigene Meinung zu politischen Fragen habe, war es immer das Ziel diesen Blog frei von Politik zu halten. Ich finde aber, dass nicht nur die Vereinigten Staaten von Amerika, sondern wir alle rund um den Globus innerhalb weniger Monate an einen Punkt gekommen sind, an dem wir zumindest aufwachen und die Augen aufsperren müssen. Was wir machen können und müssen, weiss ich allerdings auch nicht. Aber ich denke nur schon aufwachen und realisieren, dass wir an einem Wendepunkt sind, ist wichtig. An einem Wendepunkt, der entscheidet, ob wir dieses Leben weiterführen können, wie wir es gewohnt sind. Als Optimist mit Lebenserfahrung, gehe ich davon aus, dass sich unser Leben drastisch ändern wird. Nicht zum Besseren.


Nein, es geht nicht nur um Modellbahn-Produzenten auf der anderen Seite des Atlantiks und ihrer Kundschaft. Ich finde die Sorgen, die im Film dargelegt werden gute Beispiele für einen Blog wie diesen, die uns vor Augen führen, dass der Wahninn auch in unseren keinen Welten angekommen ist. 
Diese Art Leute, welche vor Kurzem noch die systematische Verlagerung der Wertschöpfung nach Asien propagiert haben, sind doch jene Art Leute, die gerne mit mit der Art Leute Golf spielen, denen der derzeitige US-Präsident angehört… Und jetzt hat diese Art Leute gemerkt, dass sie Wirtschaft dank ihren „globalen Strategien“ in ihrer Heimat kaputt gemacht haben, und damit nicht länger Geld verdienen können. (Dass Arbeitsplätze mit ihrer Strategie verloren gingen, ist ist für sie nicht einmal zweitrangig.) Und nun sie haben das Gefühl, dass sie mit wieder kurzfristigen Ideen, wie diesen Importzöllen und dem wiederentdeckten Nationalismus, den Karren aus dem Dreck ziehen können? Wenn diese Leute im Geschichtsunterricht nicht nur Strichmännchen gezeichnet hätten, wüssten sie, dass weder ihre alte, noch ihre neue Strategie in der Vergangenheit erfolgreich waren. Dass diese Art Leute bei einem Börsencrash viel Geld verdienen, während wir kleinen Leute - auch über unsere Pensionskassen - bei einem solchen Event viel Erspartes verlieren, ist irgendwie auch nicht ganz unbedeutend.


Diese Art Leute sind es doch, die uns kleinen Leuten immer wieder Theorien aufschwatzen, wie man Systeme und Institutionen, die sich über Jahrzehnte entwickelt haben, und eigentlich recht zuverlässig funktionieren, „verbessert“ werden müssen. Diese Theorien erweisen sich dann sehr oft als nicht ganz durchdacht und praxisbezogen, scheitern, und wir kleine Leute müssen für die Folgen aufkommen. Beispiel mit bahnbezug gefällig? Die Deutsche Bahn! Das ultraliberale Vorbild in Grossbritannien wird gerade mit viel Steuergeld - unter anderem bezahlt von den kleinen Leuten - wieder auf Vordermann gebracht, nachdem diese Art Leute dank zwischenzeitlicher Privatisierung viel Geld damit verdient haben, ohne längerfristige Investitionen zur Werterhaltung zu tätigen.


Es ist wahrscheinlich der Unterschied zwischen den Menschen und all den anderen Lebewesen auf diesem Planeten, dass wir uns ständig und in ganz vielen Bereichen zum Guten weiterentwickeln. Wir haben beispielsweise Medikamente entwickelt, die das Leben von vielen Menschen lebenswert machen, oder sogar retten. Wettbewerb ist wichtig und bringt uns in mancherlei Hinsicht weiter. In Vielem führen diese Entwicklungen andererseits schnurstracks ins Verderben. Weil wir uns in diesem Gebiet von Feldhasen, Waldschnecken, Pavianen, Delfinen, Papageien und Eichhörnchen unterscheiden - die sich seit Jahrtausenden nicht mehr ernsthaft weiterentwickelt haben - glaube ich nicht, dass wir in diesem entscheidenden Moment die Fähigkeit besitzen, den Karren anzuhalten, damit er nicht definitiv in den Graben fährt und umkippt. Wir können nicht anders. Was zur Änderung notwendig wäre, widerspricht unserem Naturell. Stattdessen setzen wir auf Hoffnung, dass „es“ bestimmt wieder besser wird.


Alles Gute den Modellbahnproduzenten, die sich im Film geäussert haben; in der derzeitigen Lage ihres Heimatlandes eine mutige Entscheidung einen solchen Film zu veröffentlichen. Ich hoffe (genau, Hoffnung) trotzdem und inniglich, dass sie, ihre Landsleute und wir alle trotzdem nochmals die Kurve kriegen, und weiter in einer einigermassen freien Welt mit relativer Chancengleichheit leben können. 
Etwas pessimistisch heute? Versprochen, es wird auch wieder sonnigere Posts hier geben; der verlinkte Film gab mir zu denken. Und auch nachzudenken. Manchmal ist die Verbindung zwischen der heilen Welt im Massstab 1:87 zur Realität 1:1 zu gross, als dass eine klare Trennung möglich wäre… 😉


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