Schwein muss man haben

Das Modell von BEMO, welches einen Wismarer Schienenbus, aka. Schweineschnäuzchen, zum Vorbild hat, ist ja hier auch schon aufgetaucht. Aber nun nimmt die Geschichte mit einer Verdoppelung eine spezielle Wendung. Und im Gegensatz zu den Posts mit Bezug zu BEMO hier in letzter Zeit, geht es heute um ein Modell mit normalspurigem Vorbild.


Vor mindestens drei Jahren fiel mir auf der Website von BEMO etwas auf: das Schweineschnäuzchen in H0 wurde wieder angekündigt, nachdem es während langer Zeit nicht mehr lieferbar war. Ohhh! Ich hatte zwar irgendwo eines dieser grunzenden Modelle, aber es sah recht schäbig aus und diverse Teile haben sich im Laufe der Zeit verflüchtigt. Ich vermute, es ist damals auch nicht mehr ganz taufrisch zu mir gelangt.


Woran ich allerdings erst vorletzte Woche erinnert wurde, als ich das eMail meines Stammmodellbahnhändlers las: ich muss mir damals offensichtlich ein neues Modell bei ihm bestellt haben… Und jetzt, drei Jahre später wurde es von BEMO an meinen Modellbahnhändler des Vertrauens ausgeliefert. Rom entstand auch nicht an einem Tag, und unsere Leben hängen ja meistens auch nicht von unseren Modellen ab.


Ich bin mir fast sicher, dass ich das ansehnliche Schweineschnäuzchen, dass sich ebenfalls in Weinegg suhlt, bestimmt nicht occasion auf eBay erstanden hätte, wenn ich mich an meine Bestellung erinnert hätte. Weiter auch nicht schlimm; man kann nie genug Schweineschnäuzchen haben!


Im Gegenteil, so habe ich die Möglichkeit die beiden Modelle zu vergleichen. Aufgrund seiner orangen Verpackung muss das eBay-Schweineschnäuzchen nämlich noch aus vorchristlichen Urzeiten stammen. Und wahrscheinlich ist’s inzwischen auch recht zäh; an seinen Schinken hätte man kräftig zu nagen… Das Neue hingegen, in seiner topaktuellen Verpackung, ist noch nicht einmal aus dem zarten Ferkelalter entwachsen. Darum fehlen bei ihm auch noch einige Zurüstteile, wie die Körbe an den Fronten, oder der Gepäckträger auf dem Dach. Dieser wurde vom Vorbesitzer des Alt-Schnäutzchens ebenfalls weggelassen, wahrscheinlich damit es noch in die Schachel passt.


Was ist den jetzt eigentlich neu, ausser der Verpackung? Diese ist nämlich - bis auf die Bedruckung des Kartondeckes - schon einmal identisch. Das neue Modell selbst entspricht äusserlich ebenfalls seinem Alter Ego, oder eher seinem alten Ego. Vielleicht wurde ein etwas dunklerer Rotton gewählt und die Zierlinien wurden breiter. Ich  werde allerdings den Verdacht nicht los, dass auch es etwas höher ist. Dies könnte im Zusammenhang mit seinem erneuerten Innenleben zu tun haben. Ein Blick auf die Unterseite verrät nämlich, dass man sich des Antriebs angenommen hat. Die Probefahrt beim Händler verlief zudem recht zufriedenstellend. Ich werde es allerdings nicht zerlegt, wie es sich für eine ordentliche Modellbesprechung gehört.


Im Zeunert-Verlag ist ebenfalls vor schon wieder einigen Jahren ein sehr informatives Buch über diese Triebwagen erscheinen. Und dieses habe ich mir im Zusammenhang mit diesem Post wiederum zu Gemüte geführt. Und wisst Ihr was?


Das mit diesen Schweineschnäuzchen ist eine komplizierte Angelegenheit. Es gab Schweineschnäuzchen, die auf Schmalspurgleisen unterwegs waren, es gab solche die ein normalspuriges Leben frönten, und es gab sogar noch welche, die über iberische Breitspur sausten. Allen gemeinsam war, dass sie nicht viele Gemeinsamkeiten hatten.


Der Grundaufbau mit den beiden Motoren aus dem Lastwagen-Segment vor den Führerständen hatten sie gemeinsam, aber sonst hatte jede Bahngesellschaft Spezialwünsche, die in der Schweineschnäuzchen-Fabrik in Wismar geduldig umgesetzt wurden.


Die beiden Schweineschnäuzchen, die hier vor mir stehen, sind als Modelle des Triebwagen Nummer 0506 oder Osthannoverschen Eisenbahn beschriftet. Als die OHE aus diversen Kleinbahnen entstand, kamen auch solche Triebwagen in ihren Bestand. Die Schienenbusse dieser Kleinbahnen waren alle normalspurig waren, und einzelne , wie OHE VT 0506 vom Typ „Hannover B“. Die Anzahl Fenster, die Schiebetüren und die Höhe würde ungefähr mit dem Modell übereinstimmen. Der Kasten anderer Modelle war beim Vorbild jedoch im Bereich der Sitzbänke breiter und verjüngte sich dort, wo sich die Eingänge und die Führerstände befinden. Beim Modell von BEMO sind die Seitenwände über die ganze Kastenlänge zu einander parallel, genau wie beim „Hannover B“ VT 0506, das BEMO umgesetzt hat. 


Das BEMO-Modell basiert aber von einem Vorbild, dass auf 750mm-Spurweite durch Norddeutschen schaukelte; dem Typ Hannover E. Klar, BEMO ist ja auch primär eine Firma, die sich Modellen mit schmalspurigen Vorbildern widmet. Und weil man sich diesem schmalspurigen Modell annahm, produziert man eben auch noch ein normalspuriges Modell. Wobei man sich nicht darauf beschränkte, einfach H0-Achsen einzusetzen; die H0-Modelle haben einen grösseren Achsstand, wie die normalspurigen Schweineschnäuzchen. Jedenfalls gibt es entsprechende Bilder im oben erwähnten Buch von Dieter-Theodor Bohlmann. Ich habe in der Vergangenheit verschiedentlich gelesen, das BEMO-Schweineschnäuzchen sei sowas von daneben. Aufgrund der Bilder und Zeichnungen in diesem Buch, stimmt es recht ordentlich mit seinem Vorbild überein.

LüP = 10100mm, das macht in 1:87 116mm, die ziemlich genau mit dem BEMO-Modell korrespondieren;

Breite = 2430mm, was im H0-Massstab 27.9mm wären. Auch hier stimmt das Modell einigermassen genau;

Während der Achsabstand gemäss meiner rudimentären Messmethode ebenfalls recht gut getroffen wurde, fand ich einzig bei der Höhe eine Diskrepanz: das Modell könnte etwas zu hoch sein. Wobei die Höhe zu ermitteln, ist relativ schwer.


Tja, vorerst soviel zu meinen Schweineschnäuzchen. Sie gefallen mir, und wie ich geschrieben habe: man kann nie genug Schweineschnäuzchen haben. Darum wird es vermutlich nicht der letzte Post zum Thema sein. Es gibt ja noch die legendären Modelle der NKB… Vielleicht finde ich auch eine Lösung, wie ich die Gepäckträger auf dem Dach etwas graziler gestalten könnte. Die, welche BEMO beilegt, sind es nämlich keinesfalls.




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