Upwell Thunderbold
Da wäre zuerst einmal mein wohl bekanntes Faible für Züge; egal ob im Original, oder im Modell, jedoch speziell für Kleinbahnen. Dann habe ich zweites eine gewisse Affinität zur britischen Kultur, und drittens liebe ich es, Filme zu schauen.
Den beiden ersten Umständen geschuldet, nenne ich einen, oder eher zwei, „Toby the Tram Engines“ mein Eigen. Der „Modell-Toby“, der eigentlich eine GER Class C53, oder eine LNER Class J70 darstellt, hat allerdings bis heute keinen passenden Personenwagen. Um dem Abhilfe zu leisten, begann ich zu suchen, was vorbildlich zu Toby passen könnte. Toby war zusammen mit seinen elf verschieden alten Brüdern zuerst auf einer Kleinbahn namens „Wisbech and Upwell Tramway“ zuhause. Diese verband Wisbech North in East Anglia über Wisbech East mit, Ihr habt es sicher schon erraten, Upwell. Dass das Nachbardorf Outwell heisst, und dass es dort so aussieht, wie man sich vorstellt, dass es dort aussehen müsste, erwähne ich nur beiläufig.
Die Wisbech and Upwell Tramway hatte natürlich auch Personenwagen für die nicht besonders zahlreichen Fahrgäste, die von Wisbech nach Upwell, umgekehrt, oder irgendwohin dazwischen reisen wollten. Neben einem zweiachsigen Wagen, der Tobys Henrietta tatsächlich ähnlich sieht, gab es auch einen mit zwei Drehgestellen. Weil es zwischen Wisbech und Upwell Tramway keine, sonst für Grossbritannien typische Hochbahnsteige gab, hatten die Personenwagen, ganz kontinentaleuropäisch, an beiden Wagenenden Plattformen.
So einen Wagen muss ich, bzw. der 00-Toby haben! Auf Shapeways werden die entsprechenden Wisbech and Upwell Tramway-Wagen angeboten, allerdings rudimentär gestaltet. Ich weiss nicht genau, wie ich daraus etwas brauchbares und ansehnliches hinbekommen sollte. Zum Vierachser habe ich dann noch weitere Recherchen angestellt und dabei entdeckt, dass dieser bei der North Norfolk Railway erhalten ist.
Ausserdem habe ich herausgefunden, dass der Wagen sogar eine prominenter Rolle in einem Kinofilm spielte. Womit wir endlich beim dritten Punkt der Einleitung angelangt wären, ich habe mir nämlich diesen Film gestreamt und angeschaut.
Er heisst „The Titfield Thunderbold“ und ist 1953 entstanden. Es spielen viele mir bisher unbekannte britische Schauspielerinnen und Schauspieler der zweiten Garde mit. Offenbar gibt eine deutsche Synchron-Version mit dem Titel „Titfield Express“, die ich allerdings bei keinem Streaming-Anbieter finden konnte.
Wer leichte Unterhaltung aus den Fünfziger Jahren liebt, dem kann ich „The Titfield Thunderbold“ nur empfehlen. Sehr britisch, lustig und neben allen möglichen und unmöglichen Charakteren, spielt eine Kleinbahn die Hauptrolle. Auf der fährt natürlich auch der Wisbech and Upwell Tramway-Vierachser, bis der ganze Zug... nein, das verrate ich nicht.
„The Titfield Thunderbold“ scheint damals recht erfolgreich gewesen zu sein und hat offenbar bis heute auf der westlichen Seite des Ärmelkanals Kultstatus. Anders ist es nicht zu erklären, dass sich Rapido Train entschieden hat, mehr oder weniger alle Modelle anzukündigen, die im Film eine entscheidende Rolle spielen. Neben der einen Lok und den Wagen, die definitiv einen Comedy-Charakter aufweisen, auch den Vierachser, der allerdings zusammen mit der Lok im ersten Teil des Films... nein, ich verrate immer noch nichts! Die Lok, eine GWR Class 1400, die den Zug bis zu dem Zeitpunkt zieht, gibt es als 00-Modell von Hornby. Dass sich ein Produzent entscheidet, den Zug, den passenden Omnibus (ein Bedford O-Type) und noch andere Wagen in heutiger Qualität auf den Markt zu bringen, deren Vorbilder in einem Film vor siebzig Jahren vorkamen, ist meiner Meinung nach sehr britisch, sehr schrullig und äusserst sympathisch.
Sobald der Vierachser von Rapido erhältlich ist, werden Tobys einsame Tage vorüber sein, denn Rapido wird neben der sehr bunten Thunderbold-Variante, auch eine dezent-vorbildlichere Version der Wisbech and Upwell Tramway produzieren. Den ganzen Thunderbold-Zug werde ich mir wohl eher nicht zulegen.
Zum Schluss noch einen Tipp für die bald wieder anstehenden kühl-nassen Herbstabende: a Cup of Tea, eine warme Wolldecke auf dem Sofa, a few Biscuits und „The Titfield Thunderbold“ auf dem Bildschirm.
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