Die Schwestern vom Tegernsee


Wer denkt, dass das was hier folgt die Rezension eines bayerischen Heimatfilms aus den Fünfizerjahren mit viel Gesang, feschen Mädels und voraussehbaren Witzen ist, den muss ich enttäuschen. Sorry.

Hier geht es doch um Modellbahnen! Und nur um Modellbahnen. Und in diesem speziellen Fall um die Modelle von V65-11 und V65-12 der Tegernsee-Bahn.

Während V65-11, die ältere der beiden Schwestern, als D600 anno 1953 im fernen Kiel das Licht erblickte und es bei einer Länge von 10.6 Metern auf ein Gewicht von rund 60 Tonnen und einer Leistung von 600 PS brachte, kann die jüngere Schwester mit Baujahr 1959 bei einer Länge von 11.4 Metern, einem identischen Gewicht aber 650 PS Leistung punkten. Die ältere der beiden wurde 1982 zerlegt und verschrottet. Die jüngere gibt es noch heute, bei der Staudenbahn in der Nähe von Augsburg. Auch wenn die beiden «V65» im Namen haben, sind sie trotzdem mit den V65 der DB nicht identisch. Sie kommen zwar beide von MaK aus Kiel und entstammen der gleichen Lokomotiv-Generation, aber das wär’s denn schon. Die gleiche Geschichte hatten wir ja auch schon bei der TAG 14. Warum heisst die V65-11 eigentlich nicht V60-11? Müsste sie doch eigentlich, wenn sich das 65 auf ihre Leistung bezieht. Bei der DB-V65 und der TAG V65-12 stimmt’s jedenfalls so.


Hier geht es ja hauptsächlich um Modellbahnen im Massstab 1:87, lassen wir es also bei diesen Informationen zu Vorbild.


Ja, es gibt «Modelle» beider Loks im H0-Massstab. Wenn auch beide einige kleine Kompromisse aufweisen, mit denen man einfach leben muss.

Wie es sich gehört, wurde die V65-11 vor der V65-12 produziert. Und zwar in den Achzigerjahren von der damaligen Firma «Hobbytrain» aus Österreich. Hergestellt wurde sie bei KATO in Japan, KATO war damals das Nonplusultra der Grossserienproduktion und belieferte neben dem amerikanischen, auch den japanischen Heimmarkt. Hobbytrain liess ein wunderschönes Modell der DB-V65 produzieren und dachte sich wohl: warum auch nicht noch eine Farbvarianten der TAG V65-11? So verschieden sind sie nun auch wieder nicht. Da wir ja in diesem Blog nicht gerade pufferküsserisch ans Werk gehen – was ich mir übrigens als äusserst eklig vorstelle, wegen dem Schmierfett und so… - sei hier nur auf den augenfälligsten Unterschied hingewiesen: Die Lampen! Bei den DB-Loks sind sie freistehend am Umlauf montiert, bei der V65-11 vom Tegernsee sind sie in die Vorbauten integriert.

Ich hatte schon immer eine Schwäche für MaK’s Stangenloks, so ist es nicht verwunderlich, dass ich auch einige Modelle davon in meiner Sammlung habe; sogar die Stammloks der Weineggbahn sind Modelle von MaK’s. Die allererste Weineggbahnlok ist zum Beispiel eine umlackierte V65 von… richtig: KATO!

Das Modell der V65-11 wurde offenbar nur in einer recht überschaubaren Stückzahl produziert, jedenfalls habe ich jahrelang eine gesucht und konnte nirgendwo eine ergattern. Bis jetzt! Jupiii!! Wieder ein Lebensziel erreicht! Wenn das so weitergeht, ich bin etwas über fünfzig…😉


Dann war doch noch diese Geschichte mit den D650-Modellen. Viele hundert Modellbahner hätten fast gemordet, um an ein schönes Modell einer richtigen Privatbahn-Stangen-MaK zu gelangen. Und wie haben die Modellbahnproduzenten auf unser Betteln und Flennen reagiert? Gar nicht!

Vor einigen Jahren hat dann allerdings Heljan aus Dänemark das Nachsehen und Modelle dieser Vorbilder angekündigt. Die Vorfreude meinerseits war fast überwältigend. Doch das, was dann geliefert wurde, war eine Enttäuschung. Anders kann man’s nicht nennen. Dass man bei Heljan Kompromisse bei der Detailierung der Modelle eingehen musste, nehme ich ihnen nicht einmal übel, sind doch Privatbahnloks mehr oder weniger Einzelstücke, bei deren Herstellung auf die jeweiligen Sonderwünsche des Bestellers eingegangen wurde. (Die sind ja noch fast schlimmer, als Modellbahner.) Wahrscheinlich der blanke Horror für Modellbahnproduzenten, sowohl die richtige Vorbildwahl, als auch ihre «Kunden», die nachher nörgeln.

Was vielmehr störend war und ist: wenn man bei Stangenloks die beiden Räder auf einer Achse nicht ganz genau aufeinander ausrichtet und diese dann nicht mit den anderen Radsätzen korrespondieren, watschelt die Lok wie eine Ente. Und das sieht gaaarnicht schön aus. Da ich wahrscheinlich nicht der Einzige mit dieser Ansicht war, verschwanden die Modelle ganz rasch wieder vom Markt. Nur ganz wenige, wie ich, die um alles in der Welt nicht warten konnten, wurden mit Watschel-MaKs versorgt. (selber schuld.) Ich bekam damals allerdings nur eine nach dänischem Vorbild. Und später noch einem Fantasiemodell von Conrad, aber dieses war von Anfang an als Umbauprojekt bezüglich Eliminierung des Entengangs verplant.

Das war’s dann wohl, dachte ich mir. Aber nein! Es erschienen plötzlich wieder MaKs auf dem Markt. Mit angeblich überarbeiteten Anrieben! Jupiii!! Auch als TAG V65-12!

Das ich gleichzeitig eine schöne KATO V65-11 zu einem anständigen Preis auf eBay fand, nenn’ ich mal eine modellbahnerische Fügung. Ja, jetzt hab’ ich zwei. Vorgesehen war dies zwar nicht, und schlimm ist’s auch nicht. Abgesehen vom Loch in meinem Modellbahnbudget… Leider waren allerdings keine Zurüstteile dabei; da ich allerdings noch eine DB-V65 an Lager hatte, hab‘ ich deren Zurüstteile an der Tegernsee-Bahn-Lok verbaut. Darum sind bei meinem Modell die Rangiergriffe gelb und die Griffstangen am Gehäuse grau. Kompromiss, ich sag‘s ja.


Ach übrigens: die V65-12 ist natürlich auch etwas kompromissbehaftet. Zwar hat man sich die Mühe genommen und den ausserhalb des Führerhauses liegenden Abgaskamin vorbildgerecht und verschalt nachzubilden, aber die Lampen am kurzen Vorbau sind falsch. Diese müssten vertikal angeordnet sein, sie sind es aber horizontal. Noboby’s perfect 😏

Kommentare

Beliebte Posts