Mit der Bahn ans Meer

Mich zog hin und wieder einmal nach Norddeutschland. Flach, Himmel, der Geruch des Meeres und das Meer selbst, all die Dinge, die ich in meiner Heimat nicht kenne. Meistens fuhr ich nach Hamburg. Dort gibt es ausserdem Grossstadt-Flair und einen Hafen; damit kann Zürich auch nicht aufwarten. Und Hamburg bot sich als Ausgangspunkt für Bahnfahrten an.




Eine richtigen Kleinbahn zu einem richtigen Hafen, wo sie Anschluss an richtige Schiffe hat; dies machte Dagebüll zum Ziel von mehreren solcher Ausflüge.

In meinen Erinnerungen regnete es immer, wenn ich in Hamburg-Altona in einen Schnellzug Richtung Sylt stieg und mir ein Abteil suchte. Eines für mich alleine, damit ich das Fenster öffnen konnte. Auf der Fahrt genoss ich dann durch das geöffnete Fenster den Sound der Diesellok an der Spitze des Zuges und den Geruch von Dieselabgasen und nasser, schleswig-holsteinischer Landluft.





Irgendwann fuhr der Zug aufwärts, es gibt dort aber nichts, das meiner Meinung nach einem Hügel, geschweige denn einem Berg entsprechen würde. Die Erde war immer weiter unten und der Horizont immer weiter weg. Dann kam rumpelnd die Hochbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal. Gleichzeitig nach links und nach rechts schauen und im selben Augenblick staunen, was für riesige Schiffe hier quer durch das weite, flache Land treiben. Gleichzeitig die bange Frage: „hält diese Brücke wirklich?“

Der Zug hatte bald wieder festeren Boden unter den Gleisen, es ging wieder abwärts, und später bremste er quietschend in einem Bahnhof. Ein Bahnhof mit ganz vielen Dieselloks, ganz vielen Dieseltriebwagen und keiner Oberleitung über den Gleisen.





Ist es von Hamburg nach Niebüll tatsächlich so weit? Der Zug kam schliesslich an. Und ich stieg in einen Triebwagen um. Auf die NVAG, wie sie anfänglich hiess; später hiess sie NEG, aber aus meiner Sicht, hat sich dadurch nichts geändert. (der Grund für den Namenswechsel? Wir sind hier im Internet, da werden solche Fragen im Handumdrehen beantwortet...) Auf der Fahrt weiter ans Meer stellte sich mir die Frage, warum eine Bahnlinie, die quer durch flaches Land verläuft, derart viele und enge Kurven aufweist? In Island werden sympathischerweise Strassen um Felsen gebaut, in denen Kobolde ihr Zuhause haben, aber hier gibt es keine Felsen. Wahrscheinlich auch keine Kobolde.





In Dagebüll quer durch den Damm und dann hoffen, dass der Zug noch rechtzeitig zum Stillstand kommt. Dort war die Nordsee mit peitschenden Wellen und lauten Möwen

Ich bin ein Fan von Fährhäfen und Fähren. Von kleinen Fähren mit kleinen Fährhäfen, die sich dann nur Fähranleger nennen dürfen, bis zur ganz grossen Ausführung. Gemeinsam haben alle Fährhäfen, dass es dort die meiste Zeit ruhig zu und her geht. Abgesehen von den Möwen natürlich, denn die sind immer laut. Wenn eine Fähre einläuft, ist auf einmal der Teufel los; sogar die Möwen werden übertönt. Die Fähre legt an, die Fähre wird vertäut, wird entladen, wird beladen, einige Leute begrüssen sich, andere Leute verabschieden sich, Güter in allen Grössen, Formen und Farben werden hin und her verschoben, Autos, Lastwagen und Fussgänger sind in allen Richtungen unterwegs. Es läuft nach einem Plan ab, oft praktiziert und einstudiert. Die Regie haben Leute mit Funkgeräten in leuchtender Arbeitskleidung. 

Dann legt sich das Gewusel wieder, der Geräuschpegel wird leiser, und mit einem gewaltigen Hornstoss verabschiedet sich die Fähre ins Wasser hinaus. Es ist wieder ruhig, nur die Möwen sind noch da. Wo sind all die Menschen, Autos, Lastwagen und Güter hingekommen? Sind alle auf dem Weg, auf dem sie jetzt sein sollten? Oder treibt ein Teil davon hinter der Kaimauer im Wasser? Wenn ich das nächste mal an einem solchen Ort bin, werde ich einen vorsichtigen Blick über die Kaimauer werfen. 




Dagebüll ist zwar ein eher kleinerer Hafen, aber er hat einen Bahnanschluss. Das macht ihn für einen wie mich interessant. Noch spannender wäre es, wenn Eisenbahnwagen auch noch auf die Fähre verladen würden. Das gab es in Dagebüll allerdings nie, und die Häfen, die sowas praktizieren, werden immer rarer. 





Selbstverständlich habe ich auch schon mit dem Gedanken gespielt, wie ich in Weinegg einen Fähranleger integrieren könnte. Bahnfähren gab es auch ganz vorbildlich auf Binnengewässern, und ein entsprechender Bausatz wäre auch schon vorhanden. 





Aber bis es soweit ist, wenn es denn überhaupt jemals so weit sein sollte, sind meine NEG-, und NVAG-Modelle das, was bei mir Nordsee, Hafen, Fähre und Eisenbahn repräsentiert.


Der Triebwagen stammt von Rivarossi und der Güterwagen wurde vermutlich von Piko hergestellt.

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