Und noch einer...
Neben Roco und Fleischmann gab es noch einen Hersteller, der Seetaler in seinem Programm hatte. Die Firma Kleinbahn aus Wien an der blauen Donau. Dieses Unternehmen wurde nach den zweiten Weltkrieg von einem Herrn mit Nachnamen Klein gegründet und stellte - wie der Name schon sagt - kleine Bahnen her. Bis letztes Jahr, da wurde die Geschäftstätigkeit aufgegeben.
Während die meisten Modellbahnhersteller ihre Erzeugnisse über Fachhändler und Warenhäuser an den Mann zu bringen versuchten, hatte Kleinbahn speziell in Österreich ein umfangreiches Netz an eigenen Verkaufsstellen in denen es fast ausschliesslich Kleinbahn-Modelle zu kaufen gab. Und dies zu wirklich moderaten Preisen. Neben dem Umstand, dass das Programm sehr österreichisch war, waren wahrscheinlich die Preise der Grund, dass diese Marke heute in Österreich immer noch Kultstatus hat.
Neben dem österreichischen Heimmarkt bediente Kleinbahn interessanterweise auch den in der Schweiz. Sogar zwei Kleinbahn-Läden gab es hier. Einen in Basel und einen in Zürich. Zurückblickend war das Geschäft in Zürich eine Wucht! Es befand sich in einem Nachkriegshochhaus just an der Tramstation „Schmiede Wiedikon“, und so wie ich es von meinen Besuchen in den Achtzigern in Erinnerung habe, muss es eine Zeitkapsel gewesen sein; alles aus einem Guss: Gebäude, Ladeneinrichtung und die Modelle im Angebot. Pure Wirtschaftswunder-Romantik! Wenn ich mich richtig erinnere, passte sogar die einzige Verkäuferin im Laden perfekt ins Ambiente.
Im Laden wurden neben dem umfangreichen Angebot nach ÖBB-Vorbildern auch Modelle angeboten, deren Vorbilder in der Schweiz unterwegs waren. Wenn ich mich richtig erinnere, waren dies eine Ae 6/6, eine Re 4/4‘ (die mit den Übergängen an den Fronten), eine Be 4/4 der EBT, ein Doppeltriebwagen nach Vorbild der BLS in diversen mehr oder weniger vorbildlichen Varbfarianten, ein roter Pfeil, Leichtstahlwagen mit Mitteleinstiegen (inkl. passendem Steuerwagen), Einheitswagen I mitsamt Gepäckwagen und einige Güterwagen neben einer Schneefräse.
Und Seetaler! Denen galt natürlich mein besonderes Interesse. (Ja, schon damals, im zarten Alter und mit lockigem Haar... 😂) Diese wurden lange vor den entsprechenden Modellen von Roco angeboten und auch nach dem Fleischmann seine altersbedingt aus dem Sortiment gestrichen hatte.
Mein Traum wäre eigentlich immer eine Be 4/4 mit zwei Bi und einem ABi gewesen. Aus sackgeldtechnischen Gründen reichte es jedoch nur zu den drei Personenwagen. Meine drei Kleinbahn-Seetaler wurden irgendwann dann durch die entsprechenden Modelle von Roco ersetzt, und was ich mit den Kleinbahn-Modellen anstellte, weiss ich schlichtweg nicht mehr. Aber der Wunsch meine inzwischen recht umfangreiche Seetaler-Sammlung wieder durch ein oder zwei Wagen von Kleinbahn zu ergänzen, war schon vorhanden. Gestern habe ich gut geschützt durch doppelte Corona-Impfung und FFP2-Maske auf einer Modellbahnbörse einen ABi in gutem Zustand und zu einem anständigen Preis erspäht. Und erstanden. (Der Booster steht am 9. Januar an... 😉)
Wenn man bedenkt, vor wie vielen Jahrzehnten das Modell konstruiert wurde, finde ich es sehr gut und passend umgesetzt. Klar, mit dem entsprechenden Modell von Roco kann es schlecht vergleichen werden, auch wenn selbiges auch schon wieder seit unglaublichen vierzig Jahren an uns Modellbahner verkauft wird. Ja, die Details sind nicht so fein ausgeführt wie beim Pendant von Roco und mit seiner Hochbeinigkeit erinnert es an die entsprechenden Wagen der BLS aus SIG-Produktion, aber alles in allem finde ich, dass die Kleinbahn-Seetaler den Charakter ihrer Vorbilder doch recht gut wiedergeben. Das Modell rollt auf Drehgestellen, die denen aus Schlieren nicht unähnlich sind. Diese Drehgestelle wurden bei allen Personenwagen von Kleinbahn mit schweizerischem Vorbild verwendet.
Bis jetzt habe ich erst wieder einen ABi, aber wenn mir einmal ein schöner Bi begegnen sollte, wahrscheinlich könnte ich mich schlecht zurückhalten. Und ja, vielleicht noch eine Be 4/4 davor; einfach so für in die Fffitrine... 🙂
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