Confession of a modelrailroader

Als Kleinbahnfreund war ich schon immer ein Fan kleiner, überblickbarer Endbahnhöfe. Im Laufe der Zeit habe auch den einen oder anderen mit einer grossen Portion künstlerischer Freiheit umzusetzen versucht; in den letzten Jahren eigentlich immer unter dem Namen „Weinegg“.

Dann bin ich auf den Endbahnhof schlechthin gestossen: Frauenwald im Thüringer Wald.
Whow, der hatte alles, was für mich ein Kleinbahnhof ausmacht, und ausserdem lag er am Ende einer kurzen Privatbahn. Exakt so, wie ich es mir vorstelle.
Diese Privatbahn hiess übrigens „Kleinbahn AG, Rennsteig - Frauenwald“. Als solche verband über knappe fünf Kilometer kurvenreich den Bahnhof Rennsteig mit - logisch - Frauenwald. Und dann war da noch eine einzige Station dazwischen mit dem Namen „Allzunah“. Wirklich! „Wo wohnst du?“ „Allzunah.“ „zu was?“ „was, zu was?“ „all zu nah zu was?“ „eben, Allzunah! Sag‘ ich doch.“....

Dass eine solche „Kleinstbahn“ auch einen coolen Rollmaterialbestand gehabt haben musste, war mir klar. Das Resultat von entsprechenden Recherchen in den unerschöpflichen Weiten des Internets führten zu einer kurzzeitigen Überlastung meiner Hirnregionen, welche für die Verarbeitung optischer Reize, der Vernetzung mit schon gespeicherten Informationen, sowie denen, die für Überraschungen und Glücksgefühl zuständig sind.


Da rumpelte doch damals sogar das Vorbild eines meiner Lieblingstriebwagenmodelle, des „Kleinen Wettiners“, einsam und wahrscheinlich meistens schlecht frequentiert durch die Wälder des Thüringer Waldes an Allzunah vorbei entweder gen Frauenwald, oder dann gen Rennsteig!


Und es ging noch entsprechend weiter: Die „Kleinbahn AG, Rennsteig - Frauenwald“ (sechs Buchstaben pro Kilometer Bahnstrecke) hatte noch eine zweiachsige Dampflok und dazu einen Personenwagen mit vier Achsen im Bestand, der alle Bedürfnisse von der Beförderung von Fahrgästen zweiter und dritter Klasse, Post und Sonstigem befriedigen konnte. Er hatte natürlich einen entsprechend stolzen Namen: BCPwPost4i.
Den gibt es übrigens als ebenfalls recht ansehnliches Modell einer Firma „Lok-Schlosserei“; gut möglich, dass mir mal einer zulaufen könnte. Aber dies würde ich Euch dann selbstverständlich wissen lassen...
Seine Aufgabe entspricht der meines vierachsigen Sensetalbahnwagen, denn dieser wurde ebenfalls zur Beförderung von Fahrgästen zweiter und dritter Klasse, Post und Sonstigem hinter einer zweiachsigen Dampflok gebaut. Und hiess allerdings - ganz bescheiden - nur CFZ4.


Später, zur Zeit der DDR, wurde die „Kleinbahn AG, Rennsteig - Frauenwald“ Teil der DR und existierte noch bis 1965. Diese Zeitepoche interessiert mich persönlich weniger, auch wenn damals noch T3 und sogar V36 eingesetzt wurden.

So, kommen wir nun zum Gleisplan von Frauenwald und meinem eigentlichen Geständnis.
Zwei Gleise, von denen in Frauenwald eines im Lokschuppen endet, ein Gleis vor den Güterschuppen und noch ein Freiladegleis. Kommt doch irgendwie bekannt vor? Ich gestehe hiermit vollumfänglich, ich habe den Gleisplan von Weinegg in Frauenwald abgeschaut!

Damit er allerdings mit der gegeben Architektur meines Wohnzimmers kompatibel wurde, musste ich ihn erst einmal spiegeln. (Im Mietvertrag für meine Wohnung steht explizit, dass ich keine baulichen Änderungen am Grundriss vornehmen darf...) Dann musste ich ihn auch noch so anpassen, damit die Gebäude passten, die ohne wenn und aber in Weinegg verbaut werden mussten. Das hiess z.B. dass zwei Gleise im Lokschuppen enden werden. Dafür habe ich den Triebwagenschuppen weggelassen. Dieser wäre eigentlich noch spannend gewesen, aber um ihn unterzubringen, hätte Weinegg einiges länger werden müssen; und hier kommen wir wieder zum Grundriss meines Wohnzimmers, bzw. zum Mietvertrag. Ausserdem ist das Freiladegleis bei mir etwa länger geworden.
Bei der Gestaltung der Umgebung habe ich meinem kreativen Inneren freie Hand gelassen.


So, jetzt habe ich gestanden: Weinegg ist nur eine ganz billige, nicht einmal vorbildgerechte Kopie eines superschönen Bahnhofs im Thüringer Wald!

Uff, und jetzt geht es mir besser!..

Wer noch mehr zum Thema „ Kleinbahn AG, Rennsteig - Frauenwald“ wissen will, auf Wikipedia hat‘s etwas zum Thema. Ausserdem gibt es sogar mindestens zwei richtige, gebundene Bücher (!) zum Thema. Dass ausserdem praktisch der gesamten Rollmaterial-Park in H0 verfügbar ist, erstaunt schon bei einer eigentlich so unbedeutende Bahnstrecke von nicht einmal fünf Kilometer Länge.

Das erste Bild habe ich übrigens einem spannenden „Eisenbahn-Journal“ entlehnt, das ich für Kleinbahn-Ferrophile nur empfehlen kann!



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