Ybbssitz-Variante

Was ist in Endbahnhof ohne Lokschuppen? Un-vor-stell-bar! Damit Neu-Weinegg zum richtigen Endbahnhof wird, musste dingenst ein Lokschuppen her.

Das Lokschuppen-Problem beschäftigte mich eigentlich seit Bleistift, Radiergummi und Papier vor mir auf dem Tisch lagen, um die aktuelle Version von Weinegg zu planen. Das Depot vom vorherigen Weinegg gefällt mir nach wie vor sehr gut, und der Lokschuppen vom Weinegg davor finde ich auch immer noch schön. Beide haben aber das Problem, dass sie für die aktuelle Version des Bahnhofs zu gross sind. Und sie sind zudem zweigleisig.




Ein einständiger, kurzer Lokschuppen muss es sein, gerade gross genug, dass eine der beiden kleinen MaKs darin gemütlich nächtigen kann, oder Padda der Schienenbus ein erholsames Schläfchen halten kann.




Diese beiden Bilder des Vorbilds habe ich bei Wikipedia entliehen.

Nach langem Suchen fand ich den passenden Schuppen. Sein Original steht in Österreich an der ehemaligen Ybbstalbahn im Bahnhof von Ybbssitz und wäre eigentlich schmalspurig. Der tschechische Produzent Igra stellt aber sowohl Modelle her, in dem vorbildgetreu Loks in der Spurweite H0e abgestellt werden können, als auch eine Version in der Loks Platz haben, die auf 16,5mm-Gleisen unterwegs sind. Also wie meine. Sie dürfen aber nur sehr kurz sein. Eben wie meine.




Der Ybbssitz Lokschuppen passt in seiner Bauweise durchaus ins Weineggbahniversum, hatte doch beispielsweise der Bahnhof von Eriswil auch einen ganz ähnlichen Lokschuppen. Darum habe ich mir einen bestellt. Er ist dann auch gekommen und was ich in der Kartonschachel vorfand, machte einen durchaus anständigen Eindruck.




Weil bei Neu-Weinegg zuerst andere Dinge Priorität hatten, bestimmte ich zwar, wo der Lokschuppen einmal hinkommen soll, legte dessen Bausatz vorerst einmal zur Seite.



Nun habe ich mich daran gemacht, all die Teile des Bausatzes auszuscheiden und so zusammenzukleben, damit am Schluss ein Lokschuppen vor mir steht, der anständig aussieht und nach Weinegg passt.



Der Aufbau ist logischerweise etwas komplizierter, als bei anderen, ähnlichen Bausätzen, die ich hier früher präsentiert habe. Aber auch dieser ist durchaus machbar; die Anleitung könnte etwas ausführlicher. Ich kann ausserdem nicht verstehen, weshalb die „Brücklein“, die das Objekt im Grundgerüst halten, unbedingt an wichtigen Ecken, bzw. an Stellen sein müssen, die den Zusammenbau nachher erschweren, wenn sie ungenau durchgetrennt werden. Das ist leider nicht nur bei Igra so.



Igra arbeitet in diesem Fall mit relativ wenig Holz, dafür wird viel Karton in verschiedenen Qualitäten verwendet. Die Teile sind genau geschnitten und passen zusammen ohne dass man zuerst viel schleifen muss, bevor der Kleber zum Einsatz kommt. Vom Lasern blieb allerdings recht viel verkohltes Material übrig, dass sich gerne an den Fingern niederlässt und dann vorzugsweise auf Teile weiterwandert, die man gerne sauber behalten würde. Oft Hände waschen ist empfehlenswert.



Bei Modellen von Riegelbauwerken ist es oft ein Problem die im Massstab 1:87 doch recht grazilen Holzkonstrukionen farblich ohne Geschmier von der restlichen Fassade abzuheben. Igra hat das Riegelwerk extra gefertigt und dieses wird dann in Vertiefungen in den bereits in einem schönen Ockerton gestrichenen Fassadenteilen eingelegt.



Die Fassaden werden aus einem Sandwich aus einer Aussenwand und einer Innenwand zusammengeklebt. Und dazwischen müsste man noch Folien einkleben, die später Fensterglas simulieren sollen. Bei meinem Bausatz waren diese Folien entweder zu knapp bemessen, oder sie fehlten. Nicht gut.



Eigentlich wollte ich zuerst die Fensterrahmen nachträglich auf transparente Folien kleben und so am Gebäude anbringen. Ich habe diese Idee wieder verworfen und stattdessen Folien die Innenseite der Wände geklebt. Ja, sieht nicht ganz so schön aus, aber das Innere des Lokschuppens ist ja nur selten und dann auch nur aus ganz bestimmten Blickwinkeln sichtbar.



Die Grundplatte, auf der das ganze Gebäude aufgebaut wird, enthält zwei Kerben im exakten Abstand von Schienen im H0-Massstab. Weil ich meinen Lokschuppen aber gerne mit einer Untersuchungsgrube ausstaffieren möchte, habe ich an der Grundplatte etwas herumgeschnippselt.




Ausserdem wollte ich den Werkstattbereich im hinteren Teil des Schuppens abtrennen; mit etwas zusätzlichem Graukarton war das kein Problem. Ich habe zusätzlich noch eine Durchgangstüre in die neue Wand graviert.



Was habe ich schon geflucht, als ich bei anderen Bausätzen die zwar schön anzuschauenden Dachstühle zusammenbauen musste; es passte nichts zusammen, „das Gebäck“ war verzogen, oder zersprang in hundert Einzelteile wenn ich es mit den anderen, ungenau geschnitten Teilen zusammenfügen wollte. Darum hatte ich ein mulmiges Gefühl im Magen, als ich mich bei diesem Lokschuppen daran machte, mindestens zwei Dutzend filigrane Holzleistchen einzupassen und untereinander zu einem Dachstuhl zu verkleben. Meine Furcht war unbegründet, auch diesbezüglich hat Igra sein Handwerk im Griff; jedes Teilchen passte perfekt zum anderen.



Das Dach… Meine Lust eine grössere Anzahl Papierstreifchen mit angedeuteter Ziegelstruktur auf ein Unterdach aus Papier zu kleben, hielt sich in sehr engen Grenzen. Genauer: sie fehlte mir schlichtweg. Darum habe ich mich entschieden das Dach komplett anders zu „decken“.



Weil ich einmal geplant habe, das Schmirgelpapier-Dach den Güterschuppens meines Allzeit-Bahnhofs neu - zeitgemässer - einzudecken, habe ich mir „Dachplatte Teerpappe“ (52 217) von Auhagen organisiert. Diese Kunststoffplatten passen in der Länge auf den Millimeter genau auf den ybbnitzer Lokschuppen! Darum muss der Güterschuppen noch einige Zeit mit seinem Schmirgelpapier-Dach leben und der Lokschuppen bekam ein Auhagen-Dach. Mit viel Farbe in diversen Tönen hat das Dach schlussendlich auch seinen Plastik-Grove verloren. 



Die Türen werden ich erst einsetzen, wenn ich ihn an seinem definitiven Standort platziere. Zu diesem Zeitpunkt wird auch das Dach definitiv mit dem restlichen Gebäude verklebt. Womit ich eigentlich dieses Projekt vorübergehend abgeschlossen hätte; ja, es hat mir einige Stunden richtig Spass gemacht, und dank dem weitgehend durchdachten Bausatz eines schönen Vorbilds, hat Weinegg jetzt einen passenden Lokschuppen.



Fazit: wenn alle Bausätze von Igra in dieser Qualität produziert werden, kann ich sie wärmstens empfehlen. Ich habe mich zwar nicht immer sklavisch an den Bauplan gehalten, aber das wäre auch bei einem Bausatz eines andern Produzenten so gewesen. Apropos Bauplan: Ja, dieser ist der einzige Wermutstropfen bei diesem Bausatz. Etwas ausführlicher würde nicht schaden und vielleicht einige Bilder es definitiven Endprodukts. CAD-Grafiken können durchaus eine Hilfe sein, aber für gewisse Details wäre es schön, wenn man auf Bildern eines fertiggestellten Produkts nachsehen könnte.



Und dann ist da noch die Sache mit dem Karton. Karton und Papier haben bekanntlich die Eigenschaften sich bei Feuchtigkeit zu verziehen, oder sich schlimmstenfalls sogar zu zersetzen. Farbe und Weissleim sind nun mal wasserbasiert. Ohne Farbe läuft bei diesem Bausatz nichts. Eigentlich ja bei keinem Bausatz nicht, aber das ist meine ganz persönliche Meinung. Trotz allem hat es mir Spass gemacht, Normalspur-Ybbsnitz zusammenzubauen und Neu-Weinegg zu einer anständigen Schlafgelegenheit für Padda und die MaKs zu verhelfen. Schlaft gut!

Kommentare

Beliebte Posts