Nicht gleich, aber ähnlich
Manchmal da kommen Modellbahn-Neuheiten auf den Markt, die begeistern auch mich restlos. Manchmal. In diesem Fall war’s das Modell einer Deutz KG 230 B von ESU.
Ich glaube allerdings, ich muss zuerst einmal beim Vorbild beginnen. Und da fängt es eben auch schon an. ESU preist sein Modell zwar als solches einer Deutz KG 230 B an, aber laut Rangierdiesel.de hat mindestens eines meiner beiden Modelle, das der EEB-L2, eine KG 275 B zum Vorbild. Der Unterschied? Auf den Bildern im weltweiten Web habe ich keine eindeutigen Merkmale finden können, welche äusserlich eine KG 275 B eindeutig von einer KG 230 B unterscheidet. Im Innern unterscheiden sie sie insofern, als dass die KG 275 B mehr Pferde unter der Haube hat. Sie besitzt nämlich einen Turbolader, der angeblich im Neuzustand 20% mehr Leistung aus dem Motor kitzelte. So, nun fertig mit der Terminologie aus autolastigen Blogs und YouTube-Kanälen, denn bei der KG 275 B wurde die zusätzliche Leistung nicht in Geschwindigkeit umgesetzt, sie dient dazu, dass das Lokomotivchen mehr Wagen ziehen kann.
Laut Rangierdiesel.de wurden beide Typen zwischen 1962 und 1968 in einer Stückzahl gebaut, die sich nicht mehr eruieren lässt. Es müssten aber einige gewesen sein, denn ESU hat bis heute über ein duzend Farbvarianten gefunden, die sich umsetzten liessen. Und bis jetzt hat es zwei Modelle davon zur Weineggbahn verschlagen. Weil ein „Unbedingt-haben-muss-Modell“, habe ich mir aus der allerersten Lieferserie umgehend ein Modell erstanden, dessen Vorbild einmal für die Preussag Güterwagen herumschob. Als in der zweiten Serie eine perfekte optische Ergänzung zum Rollmaterial-Bestand der Weineggbahn, in Form des Modells der Lok L 2 der Emsländischen Eisenbahn, welche als L 2 an die Hümmlinger Kreisbahn geliefert wurde, angekündigt wurde, schlug ich nochmals zu. (Nein, lieber Grafiker von ESU, auch wenn es auf dem Foto vielleicht so aussah, das Vorbild wird auch nicht zur Nummer 12, auch wenn man es in jeder Veröffentlichung so schreibt… 🙂)
Ich habe mir ganz, ganz, ganz fest vorgenommen weniger Modelle zu kaufen, weil ich schon alles habe, was es in meinem Fall zur modellbahnerischen Seligkeit braucht. Trotzdem, ein kleines Dieselchen der Regentalbahn? Nein! Nichts da! Kommt üüüü-ber-haupt-nicht in Frage!
OK, dann eben nicht. Weiter nicht schlimm, denn ich habe ja schon diese zwei Maschinchen. Und sie sind schön. Wenn sie es nicht wären, würde ich ihnen auch kaum einen Eintrag in meinem Blog widmen…
ESU hat ja eine Vergangenheit - und Gegenwart - als Hersteller von Decodern, die es uns erlauben auf den selben Gleisen mehrere Lokomotivchen fahren zu lassen. Ich vermute mit diesem Zugang zur Materie werden bei ESU nicht Modelle konstruiert, die man dann mit Innenleben füllt. Das Innenleben und die Möglichkeiten, die eine digitale Steuerung bietet, sind während der Entwicklung ganz bestimmt mindestens ein sehr wichtiger Faktor. Es ist schlichtweg wahnsinnig was man alles in diese winzige Lok gepackt hat. Klar, ein Decoder. Allerdings einen, der sich sowohl auf dem Wechselstrom-System zuhause fühlt, als auch mit dem Gleichstrom-System zurecht kommt. Man braucht nur den Schleifer zwischen den Rädern zu entfernt und einen Schalter im Innern der Lok umzulegen.
Dann wurden die kleinen Dieselchen auch noch mit einem Bauteil ausgerüstet, dass es erlaubt, bei Stromunterbrüchen wegen Schmutz auf den Schienen, bzw. über lästige Herzstücke an Weichen weiterzufahren.
Selbstverständlich macht eine Lok von ESU auch Lärm, wenn man diesen über die Steuerung einschaltet. Und sie hat einen Rauchgenerator. Genau, eine Diesellokomotive die raucht, wenn man eine entsprechende Lösung ins Auspuff-Rohr träufelt. Ohne das konnte ich bis jetzt nachts nicht mehr schlafen… Eben, bei ESU arbeiten Elektronik-Nerds in der Entwicklung, darum musste das natürlich sein. Auch wenn ich keines meiner beiden Deutzchen wahrscheinlich jemals rauchen lassen werde, ich finde es cool, dass sie es könnten, wenn ich es möchte. 😀
Was ich allerdings sehr gerne benutzen würde, aber aus anderen Gründen nicht kann, ist die Digital-Kupplung. Ein Druck auf eine Taste auf der Steuerung und die Lok würde sich von den angehängten Wagen abkuppeln. Das wäre eigentlich wirklich supercool, leider habe ich mich einmal für Kadee-Kupplungen an meinem gesamten Rollmaterialbestand entschieden. Und mit Kadee-Kupplungen funktioniert diese geniale Möglichkeit leider nicht. Ich habe mir tatsächlich schon überlegt, wieder auf klassische Bügelkupplungen umzustellen, aber dann… Genau, immer diese Sachzwänge!
Jedenfalls, ich habe hier zwei schöne Modelle in meiner Sammlung, die mit soviel Plunder vollgestopft sind, den ich teilweise nicht einmal einsetzten kann. Aber mir gefällt es, dass sie diesen Plunder haben, auch wenn dieser wahrscheinlich einen nicht kleinen Teil des recht hohen Preises ausmacht, den man für die Lokomtivchen zahlen muss. Und ausserdem - das finde ich eigentlich fast das Beste an der ganzen Geschichte - ein Grossserien-Produzent stellt ein bis ins kleinste Detail stimmiges Modell eines Vorbilds her, dass sich auf Kleinbahnen a la Weineggbahn zuhause fühlt. Danke ESU! Ich hätte da noch einige andere Ideen welche Modelle sich noch umsetzen liessen…
Etwas zu Motzen hätte ich dann allerdings schon noch. Diese Verpackung! Weshalb so eine monströse Verpackung? Ich habe nur ein kleines Betriebsdiorama, unter anderem weil mir der Platz für etwas Grosses fehlt. Dann diese Verpackungen! Ich bin sicher, dass jemand, der das mit den Microlayouts wirklich ernst nimmt, auf der Grundfläche von zwei dieser Kartons einen ganzen Hafenbahnhof bauen könnte… Und dann ist noch das: Die Loks werden mit jeweils zwei Inbus-Schrauben an einem riesigen Rahmen gehalten, das ist bestimmt eine gute und sichere Lösung für einen sicheren Transport der Loks auf ihrem weiten Weg aus dem fernen China in unsere europäischen Bastelzimmer. Ich bin, wie wahrscheinlich die allermeisten anderen Modellbahner auch, mit nur zwei Händen ausgestattet bin, und die Loks sind von unten mit zwei Inbus-Schauben an den Rahmen der Verpackungen geschraubt … Es war jedenfalls eine Herausforderung, zumal ich ja die Lok nicht kopfüber auf den Boden fallen lassen wollte. (Der passende Inbus-Schlüssel wird mit dem Modell mitgeliefert; fast wie bei IKEA.) Eine sehr spezielle Verpackung, über deren Sinn ich noch rätsle.
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