Dead End

Die Weineggbahn endet seit bestehen in einem Endbahnhof. Inzwischen ist wahrscheinlich etwa die zwölfte Version am Entstehen...

Da ich mich neben Modelleisenbahnen und Eisenbahnen auch für alle möglichen Landkarten interessiere, habe ich mir den Spass gemacht einmal nachzuschauen, ob ich sämtliche normalspurigen Endbahnhöfe in der Schweiz kenne. Ja, tu‘, ich. Ausserdem ist mir noch etwas anderes aufgefallen.


Das Ende der Strecke von Huttwil nach Eriswil.


Die Schweiz hat bekanntlich eines der dichtesten Bahnnetze Europas. Vielleicht machen die Niederlande der Schweiz diesbezüglich Konkurrenz vielleicht auch bezüglich Personen-Kilometer pro Einwohner und Jahr angeht. Auf der Grafik, die ich gefunden habe, und aufgrund der die Schweizer Medien Selbstbeweinräucherung betreiben, fehlt nämlich Holland. Einfach vergessen!




Spannend finde ich zudem, und damit kommen wir wieder auf die Erkenntnisse aus dem Studium der Landkarten zurück: in der Schweiz gibt es sage und schreibe nur elf (!) richtige Endbahnhöfen an Normalspurbahnen. Diese wären in alphabetischer Reihenfolge Balsthal, Bonfol, Le Brassus, Buttes, La Chable, Einsiedeln, Linthal, Nesslau-Neu St. Johann, Niederweningen, Orsieres und Schwarzenburg. 


Spannend ist in diesem Zusammenhang auch, dass sich nur zwei Endbahnhöfe auf dem Netz der SBB befinden. Linthal im hintersten Glarnerland und Niederwenigen am westlichsten Ende des Kantons Zürich. Oder besser: zweieinhalb, denn Hinwil ist ja eigentlich ein Endbahnhof einer SBB-Strecke. Dort schliesst allerdings die ehemalige Uerikon-Bauma-Bahn an. Diese wurde zwar um 1947 von den SBB übernommen, gehört aber seit einigen Jahren zum Portfolio der Sursee-Triengen-Bahn.



Das Ende der Sursee-Triengen-Bahn 2012. 
Inzwischen wurden die Gleisanlagen erneuert.

In Saint Gingolph an der SBB-Linie auf auf der Südseite des Lac Leman schloss einmal eine Normalspurbahn über die Grenze nach Frankreich bis nach Genf an, die bis vor wenigen Jahren existierte. Also kann man diesen Bahnhof nicht als eigentlichen Endbahnhof einer SBB-Strecke bezeichnen.

Genau so wie Locarno, denn dort kann man in die meterspurige Centovallibahn nach Domodossola umsteigen. 

In Chur enden die Gleise der SBB zwar ebenfalls, ab Chur geht es aber mit der Rhätische Bahn ins Bündnerland.



Broc-Fabrique, als es noch ein ordentlicher Endbahnhof war.
Allerdings meterspurig.


Diese Situation kennen wir übrigens auch an zwei Streckenenden auf dem Netz der BLS. In Zweisimmen kann man mit der Montreux-Oberland-Bahn, oder wie immer sie sich derzeit nennt, zum Genfersee fahren. Und in Interlaken Ost besteht Anschluss an die beiden Meterspurnetze der Zentralbahnhof und der Berneroberland-Bahn.


Bulle wäre eigentlich auch das Ende einer Normalspurbahn, ist aber gleichzeitig Bahnhof der Meterspurnetze des gleichen Betreibers, der Transports Publics Fribourgoise. Zählt also auch nicht, zumal die Strecke von Bulle weiter nach Broc-Fabrique zur Zeit von Meterspur auf Normalspur umgebaut wird. Broc-Fabrique wäre somit eigentlich ein weiterer Endbahnhof, der den Kriterien entsprechen würde. Dazu müsste er aber mindestens eine Weiche mehr aufweisen...



Zwar nicht in Laupen, aber immerhin ein Triebwagen der dorthin gehörte.

Laupen war mal ein Zwischenbahnhof der Sensetal-Bahn, der Rest der Strecke nach Gümmenen wurde allerdings abgebaut.

Laupen wurde nach dem Ende der Sensetal-Bahn zwischenzeitlich von der SBB, heutzutage von der BLS von Bern über Flamatt bedient und die Konzession liegt - oh Wunder! - bei der Postauto AG. Das Stumpfgleis in Laupen kann man, wie Broc-Fabrique,  auch nicht unbedingt als richtigen Bahnhof bezeichnen.



Dead End in Heiden.

Eindeutig zu Ende ist‘s in Heiden, denn hinter dem Bahnhof geht es steil abwärts. Heiden befindet sich am oberen Ende der Rorschach-Heiden-Bergbahn, die zwar Teil der S-Bahn im Raum St. Gallen ist, sie muss den Höhenunterschied zwischen Rorschach am Bodensee und Heiden im Appenzellerland allerdings mit Hilfe einer Zahnstange überwinden. Normalem Rollmaterial ist der Zugang nach Heiden somit weitgehend verwehrt.



Dead End in Heiden.

Orbe befindet sich auch am Ende einer normalspurigen Strecke, aber solange diese noch nicht ins Netz der S-Bahn von Lausanne integriert ist und nur von speziellem Rollmaterial erreicht werden kann: auch kein eigentlicher Normalspurendbahnhof im eigentlichen Sinn. Orbe und Heiden sind übrigens sehr malerisch und durchaus besuchenswert.



Süsser Lokschuppen in Sihlwald, fast aus dem Kibri-Katalog.
Heute wird der von den Dampfloks der Zürcher Museumsbahn bewohnt.

Sihlwald? In Sihlwald endet die Linie S4 der Zürcher S-Bahn, die von der Sihltal-Zürich-Üetlibahn betrieben wird. Die Gleise führen weiter weiter nach Sihlbrugg an der Strecke vom Zürichsee an den Zugersee.


Üetliberg ist ebenfalls ein Bahnhof an dem der Zug aus topographischen Gründen unbedingt anhalten sollte. Die S10 ab Zürich Hauptbahnhof wurde in diesem Jahr auch auf das übliche Stromsystem von 15 kV 16,7 Hz umgestellt, weil es sich hier um eine der steilsten Adhäsionsstrecken Europas handelt und darum nicht jedes beliebige Rollmaterial dorthin gelangen kann, auch nicht ein stinknormaler Endbahnhof an einer stinknormalen Bahnstrecken.



Station Üetliberg, einige hundert Meter über der Stadt Zürich.

Wir hätten noch Triengen-Winikon im Kanton Luzern zur Auswahl. Ein wirklich schöner Bahnhof am Ende einer wirklich richtigen Nebenbahnstrecke. Eigentlich das Äquivalent zu Weinegg im Original. Warum? Weil es dort keine Oberleitung gibt. Die Stammstrecke der Sursee-Triengen-Bahn ist nämlich nicht elektrifiziert. Und sie war auch nie elektrifiziert. Sie weisst allerdings keinen Personenverkehr auf, abgesehen vom einem Museumsbetrieb mit Dampflokomotiven vor bunten Zügen.



2012 hat sich ein französischer Wal nach Triengen-Winikon verirrt.
Auf der Sursee-Triengen-Bahn gibt es normalerweise keinen ÖPNV.

Somit bleiben wirklich nur noch Einsiedeln auf dem südlichen Netz der Südostbahn, Nesslau-Neu St. Johann auf dem nördlichen Netz der Südostbahn, Schwarzenburg an der BLS, Buttes in der hintersten Ecke des Val de Travers an der Transports Régionaux Neuchâtelois (TRN).



Fahrwangen-Meisterschwanden, am Ende der Wohlen-Meisterschwanden-Bahn.
Leider ist von dieser Nebenbahn nicht mehr viel übrig geblieben.

Mit Orsieres und La Chable besitzt die ehemalige Chemin de fer Martigny-Orsieres (Heute Teil von Transports de Martigny et Régions / TMR) an ihrer Stammstrecke und der Nebenstrecke sogar zwei richtige Endbahnhöfe.

In Le Brassus war geplant gewesen, die Bahn durchs Valle du Joux über die Grenze nach Frankreich zu verlängern, und in Bonfol auf der Normalspurstrecke der Chemins de Fer du Jura (CJ) ging es einmal wirklich weiter ins Elsass.

In Balsthal wollte man ebenfalls die Stecke fortsetzen. Man war sogar  dabei einen Tunnel durch den Jura zu treiben. Weil aber das Geld ausging, blieb es bei der Oensingen-Balsthal-Bahn, der schweizerischen OeBB.



Sumiswald-Grünen. Rechts geht es nach Wasen, links nach Huttwil.
Beide Strecken werden heute von der Emmentalbahn befahren, einer Museumsbahn.

Es ist spannend, dass die Schweiz trotz ihrer Topografie, die nur bedingt zum Bau von Eisenbahnlinien verleitet, so ein dichtes Bahnnetz aufweist. 

Interessant ist zudem, dass man ein wirkliches Bahnnetz erstellte, nicht nur Hauptstrecken, von den Nebenbahnen abgingen. Die meisten der oben aufgelisteten Endbahnhöfen waren ursprünglich Durchgangsbahnhöfe, oder dienen dem Anschluss an eine Schmalspurbahn.

Es sind auch mit wenigen Ausnahmen (Bonfol, Hinwil, Sihlwald und Sumiswald-Grünen) Endbahnhöfe entstanden, weil man die weiterführende Strecke kappte. Generell wurden in der Schweiz wenige Bahnstrecken eingestellt. Bei Normalspurbahnen mit Endbahnhöfen waren dies nur die Strecke von Huttwil nach Eriswil, von Sumiswald-Grünen nach Wasen, von Wohlen nach Fahrwangen-Meisterschwanden und von Beinwil am See nach Beromünster. Wasen wird allerdings sporadisch noch von einer Museumsbahn befahren.

Eine wirklich gute Website zu den eingestellten Bahnen in der Schweiz findet ihr HIER.



Beromünster an der ehemaligen Stichstrecke von Beinwil am See.

Über dienEndbahnhöfen von Schmalspurbahnen würde sich eigentlich ein weiterer Post anbieten.

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