Thamshavnbanen
Wie ja vielleicht schon bekannt sein dürfte, bin ich ein
grosser Fan von Norwegen und seinen Bahnen. Bei Norwegen und Bahnen denkt man
wohl zwangsläufig an die Flåmsbana, bzw. die Bergenbahn. Klar, beide haben ihre
Reize, aber Norwegen hält noch einige weitere Schätze hinter manchem
Birkenwäldchen verborgen, von denen ich hier die Thamshavnbanen vorstellen
möchte.
Diese elektrische Schmalspurbahn mit einer Spurweite von
1000mm liegt südwestlich von Trondheim und wurde 1908, bzw. 1910 eröffnet und
ihre Aufgabe bestand darin, Schwefelkies und Kupfer aus den Gruben in Løkken zu
den Schiffen im Fjord vor Thamshavn zu transportieren. Da es ausser den beiden
Bergbauprodukten praktisch nichts zu befördern gab, hing das Schicksal der
Thamshavnbanen immer von der Grube ab, im positiven, wie im negativen. Der
bescheidene Personenverkehr wurde schon 1963 auf die Strasse verlegt, 1974
folgte auch der Güterverkehr. Seit 1982 wird die Strecke mehr oder weniger
regelmässig von Museumszügen befahren. Die Grube wurde 1987 geschlossen.
Der Name „Thamshavn“ geht übrigens auf einen Christian Thams zurück,
welcher sowohl für den Bau der Bahnlinie, als auch das Bergwerk und den Hafen
am Trondheimsfjord verantwortlich war.
Die Thamshavnbanen hatte ihren Ausgangspunkt in Thamshavn, fuhr
dann über Orkanger, Bårdshaug, Fannrem und Svorkomo nach Løkken Verk, um nur
die wichtigsten der sechszehn Haltepunkte auf der ca. 25km langen Strecke zu
nennen.
Die Museumszüge fahren heute von Bårdshaug nach Løkken. Die
Stecke zum Hafen ist zwar teilweise noch vorhanden, jedoch nicht mehr befahrbar. Von Løkken bis zum Bergwerk wurden die Gleise abgebaut, aber die eindrücklichen
Verladeanlagen sind noch vorhanden.
Der Abbau von Schwefel und Kupfer in Løkken war während der deutschen
Besetzung Norwegens zweiten Weltkrieg für die Nazis extrem wichtig, und sie setzten
alles daran, diese Rohstoffquelle nicht versiegen zu lassen; auf der anderen
Seite war es den Norwegern ein grosses Anliegen, genau diesen Abbau zu
verhindern, oder zumindest zu erschweren. Daher waren Strecke und Rollmaterial
mehrfach erfolgreiche Sabotageziele des Norwegischen Widerstandes. So wurde z.B.
eine der Streckenloks nach einem ersten Sabotageakt in Oslo erfolgreich
repariert, in der Nacht nach ihrer Ankunft bei der Thamshavnbanen durch
einen Sprengstoffanschlag wiederum unbrauchbar gemacht.
Die deutschen Besetzer haben auch schmalspurige Dampfloks
aus den Harz nach Norwegen spediert, um nicht vom sabotageanfälligen
Betrieb mit Elektroloks abhängig zu sein. Die Thamshavnbanen soll sogar in den
letzten Kriegsjahren auf Normalspur umgenagelt worden sein, wobei ich nicht
weiss, wie glaubwürdig diese Aussage ist.
Über die Bahn, den Bergwerksbetrieb und die Geschehnisse
während der Besatzung durch die Nazis, gibt es in Løkken am Bahnhof ein
informatives Museum.
Das spezielle an der Thamshavnbanen ist sicher, dass die allermeisten eingesetzten Fahrzeuge noch aus der aktiven Zeit der Bahn stammen. So ist von allen je eingesetzten Elektroloktypen mindestens noch ein Exemplar vorhanden, auch die Personenwagen stammen – mit Ausnahme des Buffet-Wagens – noch von der ursprünglichen Thamshavnbanen.
Im Museum in Løkken ist sogar der
noch betriebsfähige Triebwagen vorhanden, mit dem die Strecke im Beisein des
Norwegischen Königs eröffnet wurde. Leider ist er fototechnisch schlecht
ausgestellt und wird auch nur bei speziellen Anlässen auf die Strecke gelassen,
daher kann ich mit keinem Foto dienen.
Im unteren Streckenabschnitt sind sogar noch etliche
Selbstentladewagen vorhanden, die der Aufarbeitung zum typischen
Thamshavn-Güterzug harren.
Die Strecke hat zwar stellenweise ein bisschen einen
RhB-Groove, aber ist vor allem im oberen Streckenabschnitt äusserst reizvoll.
Mir persönlich hat es – neben dem schönen Rollmaterial - besonders
der Bahnhof von Svorkmo angetan; sollte ich mich tatsächlich einmal für H0m erwärmen,
wäre dieser Bahnhof sicher ein mögliches Nachbauprojekt.
Apropos Nachbauprojekt: es gibt zwei Holländer, welche sich
beim Bau ihrer Ausstellungsanlage "Orkhavnbanen" von der Thamshavnbanen haben inspirieren
lassen. Ich hatte die Möglichkeit, diese Anlage einmal an einer Ausstellung in
Luxembourg zu sehen, und ich bin heute noch davon begeistert.
Die Bilder der Thamshavnbanen entstanden während zwei Besuchen in den Sommern 2010 und 2011, die Bilder der Orkhavenbanen habe ich im November 2009 aufgenommen.
Ein Besuch so eben auf der Website der Thamshavnbanen liess mich gerade erschauern: da steht doch, dass die Bahn ab sofort ihren Betrieb einstellt! Aber wenn ich den Text mit meinen minimlen Norwegischkenntnissen richtig verstehe, liegt der Grund bei behebbaren technischen Problemen. Hoffen wir das Beste!
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