Long Time No See.

Beim Verfassen dieser Zeilen überlegte ich mir, wann ich das letzte Mal dem Verkehrshaus in Luzern meine Aufwartung machte. Ich weiss es nicht mehr, es muss aber bestimmt vor Jahrzehnten gewesen sein. Dabei war dieses Museum am Vierwaldstättersee eines der ersten Reiseziele, die ich in jungen Jahren alleine, ohne elterliche Begleitung, mit Bahn und Bus ansteuerte.


Das Tabernakel dieser sonst schon heiligen Hallen war eine Modellbahnanlage. Sie widerspiegelt die nördliche Rampe der Gotthardbahn, von Erstfeld bis hinauf oberhalb Wassen und den Schleifen links und rechts hinter dem Chileli an Höhe gewinnend, um dann im Tunnel zu verschwinden.


So eine Anlage, das war mein Traum! Selbstverständlich mit dem entsprechenden Rollmaterial, das sind stündlich während einigen Minuten über die Stecke bemühte.


Jahrzehnte später habe ich es immerhin zu einem Segment von rund 180cm Länge geschafft. Die Anlage in Luzern misst 3150cm.


Diese Anlage gibt es tatsächlich noch! Nachdem sie einige Jahren eingemottet war, wurde sie restauriert, technisch auf den neuesten Stand gebracht und so umgebaut, dass man als Betrachter den ganzen Streckenverlauf eindrücklich in einer Flucht vor der Nase hat.


Die Berichte in den sogenannten einschlägigen Medien veranlassten mich wieder einmal in die Metropole der Zentralschweiz zu pilgern, um mir diesen Kindheitstraum wieder einmal anzuschauen.


Alleine für den Beusch der Modellbahn aller Schweizer Modellbahnen hat sich der Eintrittspreis ins Verkehrshaus für doch beachtlichen 35chf gelohnt. Jedenfalls für mich.


Sie gefällt mir nämlich, die restaurierte Gotthard-Rampe im Massstab 1:87. Meiner Meinung haben es die Restauratoren geschafft, einerseits den leicht nostalgischen Charme der inzwischen fünfundsechzig Jahre alten Anlage zu erhalten, und ihr trotzdem einen zeitgemässen Touch zu verleihen. Ein kleines, lustiges und durchaus aktuelles Detail: an der Vorderkante verkehren Züge durch den Gotthard-Basistunnel in Form von zwei transparenten Kunststoffröhren.


Ich glaube, das gab es früher nicht: eine Aussichtsplattform einige Meter über der Anlage. Von dort oben zuzuschauen, wie sich Personen-, Güter- und bei meinem Besuch auch ein Schienenreinigungszug über die unzähligen Kehren von Klein-Erstfeld nach Klein-Wassen winden, macht wirklich Spass.


Ich weiss nicht, ob am Tag, an dem ich dort zu Besuch war, gerade ein Service gemacht wurde, oder ob sich die Anlage noch im Probebetrieb befindet; die Züge dürften für meinen Geschmack etwas länger sein. Ein richtig langer Güterzug, der sich über die Anlage schlängelt, wäre fantastisch.


Und sonst? Die heiligen Hallen meiner Kindheit? Ich weiss nicht so recht. Die Halle zum Thema Eisenbahnen wird gemäss Infotafeln gerade umgebaut; das entschuldigt die etwas trostlose Präsentation des historischen Rollmaterials. Ich weiss nicht, ob es am eher trüb-nasskalten Wetter lag, ich fand auch den Rest des Museums eher abgenutzt und lieblos. Was hat zum Beispiel ein abgerotzter Triebwagen der Zentralbahn - der wiederum eine Ge 6/6 II der RhB verstellt, dort zu suchen, wenn man angeblich ein Lager voller schönster, wirklich historischer Fahrzeuge besitzt? 


Dank dem anstehenden Umbau der Eisenbahn-Halle präsentierte sich wenigstens die Urahnin aller Krokodile alles andere als kamerascheu. 


Die kleine Lok der Waldenburgbahn in H0e von Liliput? Das wäre sie in nicht viel grösser.


Fazit: Die Reise in die Zentralschweiz hat sich gelohnt. Die Gotthard-Modellbahn verdient einige positiv belegte Superlative.



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